Treskow-Höfe in Karlshorst: Verzierte Scherben aus der Bronzezeit

Die Scherben machten es klar: Das zerbrochene Geschirr, das in der vergangenen Woche auf der Baustelle an der Treskowallee/Römerweg in Karlshorst gefunden wurde, stammt aus der Bronzezeit. „Die Funde datieren aus der Epoche um 1200 vor Christus“, sagt Karin Wagner vom Landesdenkmalamt. Anhand von typischen Verzierungen auf den Tonscherben könnten diese der sogenannten Lausitzer Kultur zugeordnet werden – deren Siedlungen waren von der Saale und Spree bis zur Donau und Weichsel sowie dem Slowakischen Erzgebirge verbreitet.

Howoge plant Abläufe um

Die Überreste der prähistorischen Siedlung waren in der vergangenen Woche in Karlshorst entdeckt worden. Dort, wo früher Internate der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) standen, baut die städtische Wohnungsgesellschaft Howoge ein Quartier mit rund 400 Wohnungen, auch eine Kita und ein öffentlicher Spielplatz sollen entstehen. Vor zwei Wochen wurde der Grundstein für die Treskow-Höfe, wie die neue Siedlung heißen wird, gelegt.

„Dass die historischen Überbleibsel gefunden wurden, ist ein Zufall“, sagt Karin Wagner. Aufmerksame Archäologen, die in der Nähe ein Büro haben, hätten sie entdeckt. Die Howoge habe rasch reagiert und sich mit dem Landesdenkmalamt in Verbindung gesetzt. Der Bauherr veranlasste zunächst eine fünftägige Grabung durch Fachleute, um das Gelände zu untersuchen. Dabei wurden Scherben und Holzkohlepartikel gefunden. „Diese belegen die Vermutung, dass es sich hier um eine prähistorische Siedlungsstruktur handelt“, sagt Karin Wagner.

In den nächsten Wochen werden die Archäologen weitergraben – die Howoge wird eine Fachfirma mit den Arbeiten beauftragen. Das Gelände, auf dem diese tätig wird, ist rund 15 000 Quadratmeter groß. Laut Wagner werden die Ausgrabungen voraussichtlich sechs bis acht Wochen andauern. „Es kommt darauf an, was gefunden wird.“ Siedlungen aus der Bronzezeit sind dafür bekannt, dass sie in der Regel eine Vielzahl von Bodenverfärbungen ehemaliger Haus- und Kochstellen, Abfall- und Kochgruben sowie Tier- und Gehöftseinhegungen hinterlassen. „Alles wird dokumentiert und archiviert“, sagt Wagner. Die Fachfrau lobt die Howoge für ihre Kooperationsbereitschaft. Denn das Unternehmen muss jetzt Bauabläufe umstellen, um die Arbeit der Archäologen nicht zu stören.

„Für uns ist die Unterstützung der Sicherung dieser historischen Funde ausgesprochen wichtig“, erklärt Howoge-Geschäftsführerin Stefanie Frensch. „Wir arbeiten sehr eng mit dem Landesdenkmalamt zusammen, um den fachkundigen Umgang mit diesem Gut zu sichern.“ Frensch sagt, dass der Weiterbau der Treskow-Höfe durch die Grabungen nicht gefährdet werde. Auf einem großen Teil des Geländes standen bereits unterkellerte Gebäude, dort sind keine Grabungen nötig.

Die Wohnanlage am Eingang nach Karlshorst soll laut Frensch 2015 fertig sein, so wie geplant. Fünf- bis siebengeschossige Häuser werden errichtet. Mehr als die Hälfte der dort entstehenden Wohnungen haben drei bis vier Zimmer, sie sind für Familien gedacht. Die Mietpreise sollen nettokalt zwischen 7 und 10,50 Euro liegen.