Trockenheit in Berlin: Das Problem mit dem Osterfeuer

Gatow/Trechwitz - Kein Regen und Temperaturen oberhalb der 20-Grad-Grenze. Die Prognose des Deutschen Wetterdienstes verheißt ein sommerliches Osterwochenende. Und genau das ist das Problem. Wegen der Trockenheit ist die Waldbrandgefahr so stark gestiegen, dass viele Gemeinden in Brandenburg die traditionellen Osterfeuer abgesagt haben. Anders in Berlin. Hier hat die Feuerwehr trotz der hohen Waldbrandgefahr bislang kein Osterfeuer untersagt. Und so wird eines der größten Feuer der Stadt am Ostersonnabend von dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr in Gatow (Spandau) entzündet.

Seit 20 Jahren türmt der Förderverein zu Ostern den Brennholzstapel auf. Am Anfang kamen gerade einmal 80 Besucher auf das Gelände Buchwaldzeile/Straße 265. In den vorigen Jahren waren es bis zu 7000 Menschen. „Und das, obwohl wir nie groß Werbung dafür gemacht haben“, sagt Stefan Langhammer, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr in Gatow.

Ein Gatower Gemeinschaftsprojekt

Er ist sich sicher: Das Osterfeuer ist vor allem so beliebt, weil in Gatow der dörfliche Charakter der Veranstaltung bewahrt wurde. „Bei uns geht es sehr rustikal und bodenständig zu. Das schätzen auch Leute aus anderen Teilen der Stadt“, sagt Langhammer. Obwohl das Feuer mittlerweile so viele Besucher anlockt, sei es nach wie vor ein Gemeinschaftsprojekt, das nur durch den guten Zusammenhalt im Förderverein und der Feuerwehr möglich sei. Ab 17.30 Uhr wird der erste von drei Holzhaufen angezündet, bereits ab 15 Uhr gibt es ein Programm für Kinder.

Im brandenburgischen Trechwitz dagegen mag man es zu Ostern pompös. In dem kleinen Dorf in Potsdam-Mittelmark stand schon das römische Kolosseum in Flammen, sie brannten Troja nieder, 2014 war es die Maya-Pyramide. In diesem Jahr wird es sogar politisch. Der Freizeit- und Jugendverein Trechwitz in Kloster Lehnin, der das Osterfeuer jedes Jahr organisiert, ist seit einigen Wochen damit beschäftigt, die Londoner Tower Bridge aufzubauen, die am Sonnabend als Symbol für den Brexit brennen soll.

Das Osterfeuer, zu dem etwa 2000 Menschen erwartet werden, ist eines der wenigen, das in Brandenburg in diesem Jahr überhaupt lodern darf. Es sei denn, dass auch in Trechwitz die Brandgefahr so stark steigt, dass das Feuer von Amtswegen noch kurzfristig abgesagt wird. Bisher haben wegen der Trockenheit alle 14 Landkreise die höchste oder die zweithöchste Stufe der Waldbrandgefahr, also 4 oder 5, ausgerufen.

Wie ernst die Lage ist, zeigen die Brände, die in den vergangenen Tagen ausgebrochen sind. In Königs Wusterhausen (Kreis Dahme-Spreewald) standen rund 1000 Quadratmeter Wald in Flammen, berichtete der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, am Freitag. Das Feuer brach am Donnerstagabend aus. Nach Angaben der Leitstelle Lausitz gab es mehrere Einsätze bis zum Freitagmorgen. Auch in Elsterwerda (Kreis Elbe-Elster) brannten am Donnerstagabend laut Engel rund 1000 Quadratmeter Wald. In Schlaubetal (Kreis Oder-Spree) erfasste ein Feuer am frühen Freitagmorgen rund 400 Quadratmeter Wald. In Uebigau (Kreis Elbe-Elster) brannten am Donnerstag nach Angaben der Polizei sogar rund 3500 Quadratmeter Waldfläche.

Potsdam hat alle Osterfeuer verboten

Welche Osterfeuer noch stattfinden dürfen, entscheiden die Kommunen. Potsdam hat inzwischen alle Osterfeuer für das Wochenende verboten. Auch in der Fontanestadt Neuruppin dürfen von Gefahrenstufe vier an keine Feuer angezündet werden. „Nach derzeitigem Stand wird es hier keine Osterfeuer geben“, sagte eine Sprecherin. In Fürstenberg/Havel nördlich von Berlin oder in Lübben im Spreewald wurden dieses Jahr Feuer ebenfalls abgesagt. Einige Veranstalter haben sich kreative Alternativen zum Osterfeuer ausgedacht. So wird der Holzhaufen am Hangar in Neuruppin in diesem Jahr nicht angezündet – sondern angestrahlt.

Die Gemeinde Kloster Lehnin und das zugehörige Dorf Trechwitz setzen aber trotz der extremen Waldbrandgefahr auf Tradition. Und auf Feuer. Allerdings hat die Gemeindeverwaltung für das große Osterfeuer in Trechwitz den Abstand zum Wald auf 100 Meter vergrößert. Zudem sollen im Vorfeld die umliegenden Flächen bewässert werden, um die Gefahr möglichst gering zu halten.

Bis kurz vor Schluss sind die Mitglieder um den Vereinsvorsitzenden Steven Gaidecka damit beschäftigt, die letzten Details an ihrem Holzkunstwerk fertigzustellen. „In den vergangenen Tagen haben wir immer nach Feierabend daran gearbeitet“, sagt Gaidecka. Für den Verein ist das Feuer das Highlight im Jahr, ein Gemeinschaftsprojekt, das über Wochen läuft und zusammenschweißt.

Tower Bridge wird in Lehnin verbrannt

Die Idee zu dem diesjährigen Brexit-Thema sei der Gruppe gemeinsam gekommen. Jedes Jahr sei der ganze Ort gespannt, was der Verein wohl dieses Mal in Brand steckt. Neben bekannten Bauwerken standen auf dem Platz an der Schmiedestraße 11 auch schon ein riesiger Osterhase, eine Lokomotive und ein Schneewitchenschloss in Flammen.

Steven Gaidecka hat schon als Kind an den besonderen Holzkonstruktionen mitgewerkelt. Sein persönliches Highlight liegt einige Jahre zurück: „2004 hatten wir eine Westernstadt aufgebaut. Die mochte ich bisher am liebsten“, sagt er.

Dieses Jahr wird es also das Londoner Wahrzeichen, Tower Bridge. Brennen wird die Brücke, sobald die Dämmerung einsetzt. Allerdings nur, wenn die Waldbrandgefahr nicht doch noch steigt.

Berliner Feuerwehr gibt am Sonnabend Tipps für sicheres Osterfeuer

Die Feuerwehr riet den Berliner hinsichtlich privater Osterfeuer Folgendes: Wer ein Feuer entzünde, solle auf einen feuerfesten Untergrund achten. Das Feuer dürfe zudem nicht mehr Fläche einnehmen als einen Quadratmeter. Es sein ständig zu beaufsichtigten. Zu Wäldern sei ein Mindestabstand von 100 Metern einzuhalten. Auch zu Holzhäusern oder Häusern mit Schilf- und Reetdächern wurde 50 Meter Mindestabstand empfohlen.

Auf privaten Grundstücken dürfe nur unbehandeltes trockenes Holz verwendet werden, hieß es auch. Das Verbrennen von Laub sei streng untersagt. Ausreichend Löschmittel sollten ebenfalls bereitgehalten werden: ein Eimer mit Wasser, Wasserschläuche oder Feuerlöscher. Sollten Nachbarn durch die Rauchentwicklung gestört werden, sei das Feuer zu löschen. Die Feuerwehr wies außerdem darauf hin, dass jeder, der ein Lagerfeuer entzünde, für die Folgen eines eventuellen Brandschadens verantwortlich sei.

Im Südosten von Köpenick, in dem Waldstück Kaniswall, galt am Karsamstag die höchste Gefahrenstufe. Im Bereich der Wettermessstationen Buch und Marzahn herrschte laut DWD Gefahrenstufe vier von fünf. Am Ostermontag und Dienstag soll die Gefahr auch dort auf die höchste Warnstufe steigen. In den übrigen Regionen galt zunächst die mittlere Gefahrenstufe drei. (mit dpa)