Geldtransporter-Überfall: Berliner Polizei ermittelt im Umfeld arabischer Clans
Am Mittwochvormittag überfielen mehrere Räuber einen Geldtransporter in Wilmersdorf. Die Polizei prüft Parallelen zu früheren Überfällen.

Berlin-Nach dem Überfall auf einen Geldtransporter am Mittwoch in Wilmersdorf sind die Täter weiter auf der Flucht. Auch am Donnerstag waren Ermittler des Raubkommissariats des Landeskriminalamtes dabei, weitere der zahlreichen Zeugen zu vernehmen.
Ein Polizeisprecher verwies am Donnerstag auf das Hinweisportal, das die Polizei unter der Adresse https://be.hinweisportal.de/ geschaltet hat. Dort können zufällig aufgenommene Handyvideos, Fotos und ergänzende Hinweise hochgeladen werden.
Die Polizei schließt nicht aus, dass die Täter bereits weitere Geldtransporter überfallen haben. „Wir prüfen Zusammenhänge mit früheren Taten“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.
Am Mittwoch gegen 11.15 Uhr hatten drei Maskierte in der Uhlandstraße zwei Angestellte eines Wachunternehmens überfallen, die gerade eine Postbankfiliale mit Geld beliefern wollten. Die Zeugenaussagen schwanken zwischen zwei und vier Tätern. Sie attackierten das Wachpersonal mit Reizgas und gaben mehrere Schüsse ab.
Mit den erbeuteten Geldkoffern flüchteten die Räuber in einem Fahrzeug – vermutlich ein Audi – in Richtung Mecklenburgische Straße. Erste Ermittlungen zu den abgelesenen Kennzeichen ergaben, dass diese nicht für das Auto zugelassen waren.
Die beiden Wachleute und eine Bankangestellte wurden verletzt. Zwei kamen in Kliniken, die sie inzwischen wieder verlassen konnten.
Polizei vergleicht Fingerabdrücke und Vorgehensweise der Täter
Der Fluchtwagen wurde nach Angaben der Polizei bislang noch nicht gefunden. Im Kriminaltechnischen Institut des LKA werden derzeit unter anderem die gesicherten Fingerabdrücke und DNA-Spuren, die die Täter eventuell hinterließen, miteinander verglichen. Auch der Modus Operandi, also die Vorgehensweise, wie auch vorhandene Videobilder der Taten werden verglichen.
In den vergangenen Jahren gab es mehrere Überfälle auf Geldtransporter. Im Februar erbeuteten zwei bewaffnete Männer vor einer Kaufland-Filiale in der Neuköllner Gutschmidtstraße die Geldkoffer, die zwei Wachmänner gerade in ihrem Fahrzeug verstauen wollten.
Im vergangenen Jahr überfielen Kriminelle auf dem Kurfürstendamm vor einer Bankfiliale einen Geldtransport. Sie trugen orangefarbene BSR-Kleidung. Dabei erbeuteten sie fast 650.000 Euro. Einer der Täter, ein Angehöriger eines bekannten arabischen Clans, wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die anderen vier sind noch nicht ermittelt.
Im Dezember 2020 überfielen drei Maskierte einen Geldboten vor Ikea in Schöneberg. Später konnte die Polizei einen 18-Jährigen aus dem Clanmilieu ermitteln.
Im selben Monat passten drei Kriminelle vor einem Einkaufszentrum an der Treptower Elsenstraße zwei Geldboten ab und entkamen mit deren Koffern. Auch bei dieser Tat – wie jetzt an der Uhlandstraße – wurde Reizgas eingesetzt.