Umstrittenes Projekt in Mitte: Hochhaus auf der Fischerinsel kommt - trotz Protesten

Ungeachtet der massiven Anwohnerproteste hält die Wohnungsbaugesellschaft Mitte an ihrem Vorhaben fest, auf der Fischerinsel in Mitte ein siebtes Hochhaus zu errichten. „Es wird gebaut. Berlin braucht Wohnungen. Wir werden diese 200 Wohnungen auf der Fischerinsel errichten“, sagt WBM-Sprecherin Steffi Pianka.

Der 58 Meter hohe Wohnturm gehört zu einem U-förmigen Komplex, der auf dem landeseigenen Grundstück am Mühlendamm Ecke Fischerinsel entstehen soll. Das Hochhaus mit 19 Etagen soll aus dem Ensemble herausragen und nur wenig kleiner sein als die bestehenden sechs Hochhäuser auf der Fischerinsel. Vor allem für ältere Menschen sollen die neuen Wohngebäude gebaut werden, betont die Sprecherin. Die WBM will 33 Millionen Euro investieren.

Parkplatz gesperrt

Anwohner insbesondere aus dem Wohnhaus Fischerinsel 1 lehnen das WBM-Projekt ab. Seit 1. Januar dürfen sie den Parkplatz auf dem Baugrundstück nicht mehr nutzen. Zudem sollen dort 70 Bäume gefällt werden. Steffi Pianka nennt dafür einen Zeitraum bis Ende März. Anschließend sollen archäologische Grabungen stattfinden. „Im Sommer wollen wir mit dem Bauprojekt beginnen“, so Pianka. Es könne aber auch Ende 2016 werden.

Das wollen die Anwohner verhindern. Sie sammeln seit Weihnachten Unterschriften gegen das Hochhaus, um möglichst noch im Januar einen Einwohnerantrag im Bezirksparlament Mitte stellen zu können. Oliver Raendchen, einer der Initiatoren, sagt, dass bereits mehr als 300 Bewohner unterschrieben hätten. Wenigstens 1000 Unterschriften seien für den Antrag nötig. „Die Planung ist ein architektonisches Verbrechen. Hier wird die Chance verschenkt, das Nikolaiviertel zu erweitern. Wenn der Rand der Fischerinsel bebaut wird, sollten die Häuser kleinteilige und historisch anmutende Fassaden haben“, sagt Raendchen.

Doch die WBM plant ein Hochhaus. Kritik gibt es vor allem, weil der Tower nur 30 Meter entfernt vom Turm Fischerinsel 1 errichtet werden soll. Die Anwohner befürchten, dass ihre Wohnungen verschattet werden, sagt Mieter Eckhard Frenzel. Ein anderer Anwohner betont, dass die Grünanlage mit Bäumen Teil eines Grünzuges sei, der die Fischerinsel umgibt. Architekten, Stadthistoriker sowie Bürgervereine kritisieren ebenfalls die Hochhausplanung. „Wir fordern die Wiederherstellung der Stadtidentität an Berlins Geburtsort“, sagt Annette Ahme vom Verein Berliner Historische Mitte. Solange Berlin kein Konzept dafür hat, wie das frühere Alt-Berlin in Zukunft aussehen soll, dürften keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden.