Ungewöhnliches Crowdfunding: Haste mal 22 Euro für einen privaten Fernzug nach Berlin?

Haste mal 20 Euro? Oder 100? Von Bands, die eine Platte herausbringen wollen, ohne sich einem Musikkonzern auszuliefern, kennt man solche Bitten schon. Auch Filmemacher, Selbsthilfegruppen und Modemacher fragen im Internet: Wer gibt uns Geld, damit wir unsere Ideen umsetzen können? Doch dass nun auch ein Bahnunternehmen Crowdfunding nutzt, um sich finanziell zu stärken, ist neu. Locomore heißt der Newcomer, der jetzt auf der Webseite Startnext um Unterstützung wirbt. Fast unnötig zu sagen, dass es wie andere ungewöhnliche Unternehmen seinen Sitz in Berlin hat, und zwar in Kreuzberg.

Täglicher Zug von Stuttgart über Frankfurt (Main) und Hannover nach Berlin

Locomore sammelt Geld, um der Deutschen Bahn von September 2016 an Konkurrenz zu machen. Erstes Projekt ist ein Zug, der täglich von Stuttgart über Frankfurt (Main) und Hannover nach Berlin fährt – und nachmittags zurück nach Stuttgart. In sechseinhalb Stunden (fast so schnell wie ein ICE), mit modernisierten Wagen, Gratis-WLAN, Bioessen an Bord und Fahrradmitnahme.

Berlin–Stuttgart kostet 22 Euro

2017 könnten die Berliner weitere Verbindungen bekommen: nach Bonn und Rügen. Doch erst mal muss die Stuttgart-Route gesichert werden. Benötigt werden mindestens 240.000 Euro, unter anderem, um Lok und Wagen zu mieten. Darum bietet Locomore (die einem früheren Geschäftsführer des ebenfalls privaten Hamburg-Köln-Express’ gehört) Ticketgutscheine an, die später eingelöst werden können. Berlin–Stuttgart kostet 22 Euro.

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Eine mutige Aktion angesichts der Kosten für die Trassennutzung, die privaten Fernzügen bereits den Garaus gemacht haben. Aber sie ist einen Versuch wert, denn es gibt viele Menschen, die gern Alternativen zur DB ausprobieren würden, ohne sich in Fernbussen wundzusitzen oder ihre Kohlendioxid-Bilanz mit Flugreisen zu verderben. Dem Kreuzberger Unternehmen kann man nur alles Gute wünschen.