Unter den Linden bis auf Weiteres gesperrt: Die U 5 wird auf unsicherem Grund gebaut

Da gibt es nur eines: weiträumig umfahren! Nachdem Druckluft aus der U-Bahn-Baustelle Unter den Linden den Asphalt aufplatzen ließ, bleibt die Fahrbahn in Richtung Brandenburger Tor bis auf weiteres gesperrt. Das teilte die Projektrealisierungsgesellschaft U 5, die den U-Bahn-Bau steuert, am Montag mit. Währenddessen versuchen die Technische Aufsichtsbehörde des Senats und andere Experten zu ermitteln, warum es zu dem Vorfall gekommen ist. Und die Planer werden erneut mit Fragen konfrontiert, wie gefährlich der Weiterbau der U-Bahn-Linie U 5 für das Umfeld ist.

„Niemand muss Angst haben, dass die Häuser Unter den Linden ins Wanken geraten“, sagte Heike Müller. Sie ist Sprecherin der Projektrealisierungsgesellschaft, einem Unternehmen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Messfühler überwachen pausenlos die Baustelle zwischen den U-Bahnhöfen Alexanderplatz und Brandenburger Tor sowie das Umfeld. Wenn sie Ungewöhnliches registrieren, schlagen sie Alarm – und Technik-Chef Jörg Seegers sowie andere Beteiligte bekommen sofort Nachricht per SMS.

„Diese Sicherheitsvorkehrungen haben auch am Wochenende tadellos funktioniert“, so Müller. Am Sonnabend schlug ein Messgerät an, das auf dem Mittelstreifen Unter den Linden steht – über dem Vorderteil der Tunnelbohrmaschine, das dort seit Juli in knapp 14 Meter Tiefe steckt. Noch am Abend wurde der Abschnitt zwischen Schadow- und Wilhelmstraße gesperrt. Vor dem Haus Unter den Linden 72/74 war ein Ingenieurbüro am Dienstag damit beschäftigt, den Boden mit Bohrungen zu untersuchen.

Erste Fahrt nicht vor Mitte 2020

Die Ergebnisse sollen am Dienstag um 9 Uhr besprochen werden. Experten schätzen ein, dass die Sperrung nicht kurzfristig aufgehoben werden kann. Denn es sei nicht ausgeschlossen, dass Hohlräume entstanden sind. Passanten hatten berichtet, dass sich am Sonnabend der Asphalt gesenkt hatte, als BVG-Doppeldecker darüber hinwegfuhren.

Wie berichtet drückte Druckluft, mit der die unterirdische Baustelle stabilisiert werden sollte, die Fahrbahn hoch. Wegen des Überdrucks in der Abbaukammer hinter dem Schneidrad der Tunnelbohrmaschine konnten Gutachter hinein, um festzustellen, warum dort Mitte August sechs Kubikmeter Erde, Schlamm und Wasser eingedrungen waren. Müller: „Druckluft ist auf der Baustelle nicht ungewöhnlich.“ Sie wurde auch eingesetzt, um den Erd- und Wasserdruck auszugleichen, als der Bohrer unterwegs war – ohne Schäden zu verursachen. „Normalerweise steigt die Luft im Sand nach oben. Ungewöhnlich war, dass sie sich unter dem Asphalt sammelte.“

Die offizielle Botschaft kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bau der 2,2 Kilometer langen Ost-West-U-Bahn-Strecke schwierig ist. Selbst in Köln, wo 2009 beim U-Bahn-Bau Erdreich einbrach, sind die Bodenverhältnisse stabiler. Während am Rhein Kies vorherrscht, haben es die Bauleute von Bilfinger in Berlin mit einem sandigen und grundwasserreichen Untergrund zu tun, der leicht in Bewegung gerät. Die Doppelröhre sowie die drei U-Bahnhöfe der neuen U 5 entstehen in einem geologischen Sammelsurium, in dem auch Findlinge, Torf, Braunkohle und Mudde, ein instabiles schlammiges Sediment, zu finden sind.

Allein diese Havarie im August hat dazu geführt, dass der Zeitplan korrigiert werden musste – um sechs Monate. So könne die U-Bahn nun frühestens Mitte 2020 öffnen.

„Schade“, sagte Technik-Chef Seegers. „Zuletzt waren wir so gut unterwegs.“ Die Röhre war früher fertig als erwartet. Was seitdem passierte, sei „mehr als ärgerlich“.