Unter der Markise

Unser Autor hat keinen Heizpilz und wird sich auch sicherlich keinen anschaffen.

Wärmt, ist aber eine Umweltsünde: der Heizpilz.
Wärmt, ist aber eine Umweltsünde: der Heizpilz.

Berlin-Auch ein pünktlicher Start kann ein Zuspätkommen manchmal nicht verhindern. Vor der Haustür offenbart sich das Vorderrad als derart hoffnungslos geplättet, dass ein schnelles Aufpumpen zur Problemlösung aussichtslos erscheint. Hier liegt ein Schaden vor, der kurzfristig nicht reparabel ist. Der platte Reifen ist wohl das Ergebnis des am Vortag plötzlich aufgetauchten Scherbensalats auf der Straße. Könnte bitte veranlasst werden, dass alle, die Glas fallen lassen, einen Geldbetrag in einen Fonds einzahlen müssen, aus dem die Reparatur platter Reifen finanziert wird oder wenigstens das Flickzeug?

Beim etwas verspäteten Eintreffen am Restaurant liegen über den Stuhllehnen der Außenplätze bereits Decken aus. Es hat den ganzen Tag geregnet und ist ungemütlich. Drinnen sind die Plätze weitgehend vergeben und die letzten freien Tische drängen sich nicht wirklich als Option auf, denn von den geltenden Abstandsregeln sind ihre Positionen weit entfernt. Die Wahl fällt also auf einen Tisch unter der Markise, die vor neuen Schauern schützen soll. Von der Seite spritzt es trotzdem aus den Pfützen des schmalen Gehwegs, in die so ziemlich jedes kleine, in Gummistiefeln und Regenhose steckendes Kind mit großer Freude springt.

Die um die Hüften geschwungene Decke verschafft bloß einen kurzzeitigen Schutz, noch bevor das Essen auf dem Tisch steht, kriecht die nasse Kälte von unten die Beine hoch. Es soll ja noch ein paar schöne und milde Tage geben, aber so langsam heißt es wohl: Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da. Und mit ihm die drohende Insolvenz zahlreicher Gastronomen. Auch wenn aktuell überraschend viele Gäste unbeirrt in gut gefüllten Restaurants sitzen, kann die Hemmschwelle für den Aufenthalt in geschlossenen Räumen in der Erkältungszeit vielleicht doch größer sein.

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Folglich rücken Heizpilze wieder in den Bereich des Möglichen. Die mit Gas betriebenen Wärmespender könnten die Außenplätze noch etwas länger, nun ja, warm halten, bis spätestens im Januar endgültig der Ofen aus ist. Interessanter als die Argumente zum Umweltschutz ist dabei, wo die ganzen Heizpilze auf einmal herkommen sollen, die in Berlin doch immerhin seit 2009 verboten sind. Standen die für den Fall einer Pandemie in den Lagerräumen der Gastronomen?