Upper West: Ein Blick ins Innere von Berlins neuestem Hochhaus

Dieses Haus fällt auf: Das Upper West ist mit seinen 118 Metern exakt so hoch wie das Zoofenster auf der anderen Seite der Kantstraße. Und doch ist es ganz anders. Wirkt das Zoofenster mit seiner klassischen Backsteinfassade wuchtig und scharfkantig, kommt das Upper West mit seiner eingedellten Fassade weich und amorph daher. Zusammen bilden die so unterschiedlichen Wolkenkratzer eine Art Tor und öffnen die Achse der Kantstraße vom Breitscheidplatz nach Westen bis zum ICC. Städteplaner können über diese Konstellation ins Schwärmen geraten. Die leuchtend weiße Fassade des Upper West ist seit einigen Wochen komplett. Jetzt nimmt das Haus auch innen Gestalt an. Dienstagabend konnten Journalisten Blicke hinein werfen.

Hauptmieter auf 19 Etagen (vom Erdgeschoss bis zum 18. Stock) ist die Billighotelkette Motel One – noch so ein Kontrast zu nebenan, wo das fünfsternige Waldorf Astoria um Gäste wirbt. Das Motel One hat 582 Zimmer, die zwischen 18 und 28 Quadratmetern groß sind. Es gibt Einzel- und Doppelzimmer, bei Bedarf kann ein Zustellbett arrangiert werden. Die krumme Fassade bedingt verschiedene Grundrisse, gebogene Fensterfronten und individuelle Ausblicke.

Wie im Kino

Nun bleibt das Motel One auch im Upper West ein Billig-Hotel (Einzelzimmer ab 79 Euro), jedoch eines mit Design-Anspruch. An der Rezeption liegt edel-dunkler Marmor aus. Und auch „das Zimmerprodukt“, wie es im Firmensprech heißt, sei „neuartig“.

So hat man sich für die Zimmer Ledersessel und Samtvorhänge geleistet. Auch Gimmicks wie Schminkspiegel, Zimmersafes oder Flatscreens, über die manzum Beispiel beim Empfang eine Zahnbürste bestellen kann, sind im Unternehmen sonst nicht die Regel. Man habe eben „das Thema Wohnlichkeit in den Vordergrund gestellt“, hieß es. Zudem steht das Haus unter dem Motto Kino. Schließlich befindet sich der frisch sanierte Zoo Palast gleich auf der anderen Straßenseite. Großformatige Jim-Rakete-Fotos von Schauspielern wie Christiane Paul und Wotan Wilke Möhring hängen an den Wänden.

Interessant ist auch, dass sich die Lounge mit Frühstücksbereich, Bar und Lobby nicht wie üblich neben der Rezeption im Erdgeschoss befindet. In diesem Fall ist der zentrale Bereich, das Herz des Hauses, im 10. Stockwerk  angesiedelt. Dort befindet sich eine Terrasse, ideal bei schönem Wetter. Vom 13. April an können Zimmer gebucht werden, fürMai ist eine große Eröffnungsfeier geplant.

Büros sind ab Mai bezugsfähig

Der Rest des Upper West ist noch nicht ganz so weit. Im Turmgebäude wird auch eine Rechtsanwaltskanzlei samt Insolvenzverwaltung einziehen. Sie belegt vier komplette Stockwerke (20. bis 23.) sowie Teile der 19. und der 25. Etage. Einzug soll Anfang Mai sein. Ein Bürodienstleister, der temporär an Firmen vermietet, bezieht die Etagen darüber. Unterm Dach, im 31. und 32. Obergeschoss, soll eine Immobilienfirma unterkommen – auch dort soll es ab Mai losgehen.

Noch offen ist, wer die 850 Quadratmeter große Skybar auf dem Dach betreiben wird. Man sei in Verhandlungen mit Gastronomen, heißt es beim Projektentwickler Strabag. Einen öffentlichen und damit kostenfreien Raum werde es oben jedenfalls nicht geben. Die Kölner vermarkten das Haus für die US-amerikanische RFR Holding, weltweit einer der Marktführer im Hochhausgeschäft.

Zum Upper-West-Ensemble gehört auch das „nur“ 34 Meter hohe Riegelgebäude zum Breitscheidplatz hin. Hinter der Fassade mit schwarz und messingfarben glänzenden Fensterrahmen entstehen 3 900 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Davon ist bisher nur ein Teil vermietet: Die Schuhfirma Görtz will dort seinen mehr als 160 Filialen in Deutschland eine weitere hinzufügen – der Innenausbau soll im Mai beginnen.

Die sechs Stockwerke über den Geschäften sind bereits komplett belegt. Dort entstehen ebenfalls Büros – zu erreichen über die prestigeträchtige Adresse Kurfürstendamm 11.