Urlaub in Kopenhagen: Radfahren und Digitalisierung von den Dänen lernen
Reisen bildet. Stimmt, am Wochenende in Kopenhagen hatte ich interessante Einblicke.
Die Kopenhagener sind beim Radfahren gemütlicher als Berliner Rad-Rambos
Zunächst die Radfahrer. Einheimische warnten mich, man solle vorsichtig beim Überqueren der Straßen sein, es gäbe überaus viele Radfahrer, die sehr plötzlich herangerast kämen. Pah, dachte ich nach zwei Stunden Spaziergang durch die Stadt. So viele Radfahrer wie Kopenhagen hat Berlin allemal und gefühlt vielleicht sogar noch mehr. Außerdem rasen bei uns hier in der Hauptstadt die Radfahrer nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Bürgersteigen zwischen die Passanten. Da sind Kopenhagener gemütlicher unterwegs als Berliner Rad-Rambos.
Überhaupt die dänische Gemütlichkeit, dieses „hyggelige“, wie es oft gepriesen wird. Also, es ist alles wie frisch geleckt, bunte Häuschen, supersaubere Straßen, Parks mit grünem Gras ohne Dealer, aber mit ordentlichen Toiletten, Cafés, Hotels, alles sooo niedlich und perfekt eingerichtet, einfach ein Design-Paradies. Was mich bald ein wenig seelisch belastete. So viel Schönheit bin ich nicht gewohnt als Berlinerin. War ich erleichtert, als ich schließlich ein Graffiti an der Hauswand entdeckte.
In Dänemark ist auch die Digitalisierung weiter fortgeschritten
Bei meinen Freunden erfuhr ich Details dänischer Kindererziehung. Das Drama um die Einladung zum Geburtstag wird in Dänemark soziale Klassen überschreitend einfach gelöst: Die Kinder laden alle Klassenkameradinnen und -kameraden ein. Zumindest nur die Mädchen oder die Jungen. Geschenkt wird nur Kleines, im Wert von nicht einmal einem Euro. Finde ich gut, auf die Art spielen Reichtum und Armut keine Rolle, es wird Solidarität geübt und exclusive Cliquen werden nicht so früh herangezüchtet.
Interessant fand ich, dass in Dänemark die Digitalisierung weiter fortgeschritten ist, echte Post so mit Briefen aus Papier und Papp-Päckchen gibt es nur noch zweimal in der Woche. Mailen soll man. Der Staat tut das ausschließlich, sämtliche Unterlagen von Anmeldung bis Steuererklärung kommen elektronisch ins Haus. Ich war erschrocken, argwöhnte, dass Briefträgerinnen und Briefträger nun arbeitslos seien und auf Hartz IV. Man beruhigte mich und berichtete, die Arbeitslosenzahl sei niedrig, und zwar schon lange. Fix checkte ich im Internet, dass sie tatsächlich seit Jahren sinkt, derzeit bei 4,8 Prozent liegt.
Glückliche Dänen. Kein Wunder, dass sie beim „World Happiness Report“ dreimal auf Platz 1 waren!