Nicht einmal 20 Euro: So lässt sich der Preis des Deutschlandtickets drücken

Ab 1. Mai gilt das neue bundesweite Abo auch in Berlin und Brandenburg. Vielen Fahrgästen ist es aber zu teuer. Jetzt stellt der Umweltverband BUND Spartipps vor.

Ein Schmuckstück im Berliner U-Bahn-Netz: die Station Unter den Linden an der U5. Seit 2020 ist der Abschnitt in Betrieb. Der Ausbau des Nahverkehrs ist wichtig– kostet aber viel Geld.
Ein Schmuckstück im Berliner U-Bahn-Netz: die Station Unter den Linden an der U5. Seit 2020 ist der Abschnitt in Betrieb. Der Ausbau des Nahverkehrs ist wichtig– kostet aber viel Geld.Oliver Lang/BVG

Noch sind nicht alle Hürden genommen. Doch Bund und Länder sind guter Hoffnung, dass das Deutschlandticket zum 1. Mai 2023 kommt. Mit dem Jahresabonnement für 49 Euro im Monat werden auch Berliner und Brandenburger den Nahverkehr bundesweit nutzen können. Vielen Fahrgästen ist der Preis zu hoch. Doch der Tarif lässt sich ganz legal deutlich drücken, zum Teil unter 20 Euro im Monat. Jetzt hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Kalkulationen vorgestellt, wie das möglich ist. Sein Konzept ist eine Alternative zum Plan der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey und der Berliner SPD, das lokale 29-Euro-Ticket dauerhaft anzubieten.

Die Verkehrsminister sind sich einig: Das Deutschlandticket kann kommen – auch wenn die EU-Kommission noch grünes Licht geben muss. Anfang April 2023 könnten die Verkehrsunternehmen damit beginnen, die neue Fahrkarte zu verkaufen, hieß es.

Vom 1. Mai an soll das neue All-inclusive-Aboticket für den gesamten Nahverkehr bundesweit gelten, versprechen die Politiker. Für 49 Euro im Monat kann man dann Busse und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nutzen, mit der S-Bahn nach Brandenburg ins Grüne fahren oder mit dem Regionalzug durch die Alpen in den Skiurlaub reisen – um nur einige von unzähligen Beispielen zu nennen. „Die Ticketrevolution kann kommen“, kommentierte Berlins Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Freitag. „Das ist großartig und wäre noch vor einem Jahr nicht denkbar gewesen.“

Hunde und Fahrräder dürfen in der Regel nicht gratis mitgenommen werden

Erste Details sind bereits bekannt geworden. Anders als das 9-Euro-Ticket, das im Sommer 2022 monatsweise verkauft wurde, wird das 49-Euro-Ticket ein Jahresabo sein. Die Verträge müssen für zwölf Monate abgeschlossen werden, sind aber kündbar. Wie auch sein Vorgänger wird das neue Ticket nicht im Fernverkehr der Bahn und nicht bei Flixtrain sowie Flixbus gelten. Jeder Fahrgast ab sechs Jahren wird ein eigenes Ticket brauchen, eine Übertragbarkeit ist nicht vorgesehen. Die Gratismitnahme von Hunden und Fahrrädern ist nur dort möglich, wo Verkehrsverbünde dies für andere Abos ebenfalls vorsehen. Der Preis von 49 Euro pro Monat ist auf zunächst zwei Jahre festgelegt.

Obwohl dieser Tarif deutlich unter den derzeitigen Umweltkartenpreisen liegt, wollen viele Berliner und Brandenburger das Angebot nicht annehmen. Das Ticket sei zu teuer – kein Vergleich zum 9-Euro-Ticket, sagen sie. Für Tilmann Heuser vom BUND war das ein Anlass, nach Möglichkeiten zu suchen, wie sich die Belastung senken lässt. Und siehe da, der Berliner Geschäftsführer des Verbands wurde fündig.

Gewerkschaften sollten sich für preiswerte Jobtickets einsetzen

So könnten Arbeitgeber die Möglichkeit des neuen rabattierten Firmentickets nutzen, hieß es am Montag. Bund und Länder hatten am Freitag beschlossen: Wenn die Arbeitgeber einen Abschlag von mindestens 25 Prozent gewähren, geben sie, also der Bund und die Länder, einen weiteren Abschlag von fünf Prozent dazu. Arbeitnehmer könnten auf diese Weise das Ticket also für mindestens 30 Prozent weniger bekommen.

„Das von den Verkehrsministern am Freitag beschlossene rabattierte Firmenticket kostet Beschäftigte nach Abzug eines verpflichtenden steuerfreien Arbeitgebenden-Zuschusses also nur noch 34,30 Euro“, rechnete Heuser vor. Gewerkschaften könnten weitere Abschläge erreichen. „Nutzen die Tarifpartner bei Gehaltsverhandlungen zudem die Gestaltungsmöglichkeiten für ein steuerfreies Jobticket, kostet es Arbeitnehmende sogar netto meist weniger als 30 Euro, in vielen Fällen sogar unter 20 Euro – im Vergleich zu einer Auszahlung des Ticketwertes als zu versteuerndes Gehalt“, so Heuser.

Per Gehaltsumwandlung zu geringeren Fahrtkosten

„Für Arbeitgebende kostet der Zuschuss zum Firmenticket dann weniger als fünf Euro, machbar ist aber auch eine kostenneutrale steuerliche Gestaltung für die Unternehmen“, sagte er. Unternehmer, die ihren Mitarbeitern nicht zusätzlich zum Gehalt einen ÖPNV-Zuschuss zahlen wollen, könnten ihnen kostenneutral zumindest eine Gehaltsumwandlung für das Jobticket anbieten, um die Steuervorteile zu nutzen. Betriebs- und Personalräte sollten mit den Arbeitgebern darüber sprechen, hieß es.

Wie berichtet, verfolgen Franziska Giffey und die SPD ein anderes Konzept: Sie setzen sich dafür ein, dass das 29-Euro-Ticket, ein lokales Tarifangebot für die Hauptstadt, dauerhaft angeboten wird. Dieses Konzept sei „gut gemeint, aber nicht mal im Ansatz durchdacht und durchkalkuliert“, sagte Tilmann Heuser am Montag. Klar sei, dass Berlin dafür Jahr für Jahr eine dreistellige Millionensumme aufwenden müsste. „Statt knappe Landesmittel für ein 29-Euro-Ticket per Gießkannenprinzip versickern zu lassen, setzen wir als BUND auf gezielte Unterstützung einkommensschwacher Gruppen, eine insgesamt attraktive Preisgestaltung auch für Einzel- und Tagestickets sowie Investitionen in den Ausbau des Nahverkehrs. Denn nur eine zielorientierte Politik kann Umwelt, Klima und die Straßen vom Autoverkehr entlasten“, sagte Heuser.

Brandenburger Verkehrsbetriebe lehnen regionale Angebote ab

Der Verband fordert, öffentliche Gelder gezielt einzusetzen, um Menschen, die nicht viel Geld haben, zu unterstützen und ihnen Zugang zu bundesweiter Mobilität zu gewähren. Konkret heiße das, dass es für bestimmte Gruppen preisreduzierte Deutschlandtickets geben müsse.

„Von der Tarifrevolution müssen alle etwas haben“, forderte Heuser. Studierende, Azubis und Senioren, Selbstständige mit geringem Einkommen sowie Menschen, die Eltern-, Kranken- oder Arbeitslosengeld I beziehen, sollten für die bundesweite Flatrate maximal 24,50 Euro pro Monat bezahlen. Für das Berlin-Ticket S soll es beim derzeitigen Preis von neun Euro pro Monat bleiben, dann aber mit einer Gültigkeit für ganz Deutschland. Ebenso soll das Schülerticket kostenfrei bleiben.

Beobachter erwarten, dass erst der neue Senat, der nach der Wiederholungswahl vom 12. Februar gewählt wird, die nötigen Entscheidungen treffen kann. Wie berichtet, stehen die Brandenburger Verkehrsunternehmen lokalen Berliner Zusatzangeboten zum Deutschlandticket kritisch gegenüber. Sie wiesen zudem darauf hin, dass bereits bestehende Fahrkarten wie geplant zum 1. April 2023 teurer werden. Dann tritt die vereinbarte 5,6-prozentige Fahrpreiserhöhung in Kraft.


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