Neue Fahrdienste: Uber will im Berliner Umland weiter expandieren
In Falkensee und Potsdam können mit der App des US-Unternehmens bereits Fahrten gebucht werden. Kommen bald weitere Städte im Speckgürtel dazu?

In Falkensee und Potsdam gibt es Uber schon. Gut möglich, dass die US-Mobilitätsplattform künftig auch in anderen Orten im Berliner Umland Fahrten vermittelt. „Wir freuen uns, wie gut unser Angebot angenommen wird“, sagte Christoph Weigler, General Manager für Uber in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Und wir können uns gut vorstellen, dass es uns künftig auch in anderen Bereichen des Umlands gibt.“ Das Unternehmen bekomme immer wieder Anfragen, ob es sein Gebiet in ländliche Bereiche ausdehnen könnte – auch aus Brandenburg, wie Weigler sagte.
In mehr als 10.000 Städten weltweit kann man mit der Uber-App Fahrten bestellen. Partnerfirmen führen die Aufträge mit eigenen Fahrzeugen sowie eigenem Personal aus und zahlen Uber dafür Provision. In Deutschland ist das Unternehmen in 18 Städten aktiv, wobei das Geltungsgebiet der App in der Hauptstadt-Region nicht an der Berliner Stadtgrenze endet. Denn auch in Falkensee, westlich im Landkreis Havelland gelegen, sind Buchungen möglich.
Viele Anfragen - auch aus Brandenburg
Was 2020 als Pilotprojekt begann, gehört nun zum regulären Angebot. Inzwischen kam die Landeshauptstadt Potsdam hinzu - und das Angebot „Letzte Meile“, das Bewohnern Berliner Außenbezirke für jeweils sechs Euro Fahrten von ausgewählten U-Bahnhöfen nach Hause ermöglicht. In den ersten zwölf Monaten wurde es 50.000 Mal genutzt.
Bevor Falkensee vor rund drei Jahren für den Modellversuch ausgesucht wurde, waren allein aus dem Land Brandenburg rund 50 Anfragen bei Uber eingegangen. Sie kamen auch aus Orten in dünn besiedelten Gegenden, so Weigler. Doch dort würden die Leerfahrten der Partnerfirmen so lang, dass ein profitabler Betrieb nicht möglich wäre. Die Uckermark, eine weit von Berlin entfernte ländliche Region, sei für Uber unter den jetzigen gesetzlichen Bedingungen nicht attraktiv. Städte im Berliner Speckgürtel wie Königs Wusterhausen oder Oranienburg dagegen schon, so der Uber-Manager.
In Portugal gibt es Uber längst auch auf dem Land
Das Personenbeförderungsgesetz verpflichtet Mietwagenunternehmen dazu, nach jeder Fahrt zum Betriebssitz zurückzukehren – es sei denn, es liegt bereits ein Anschlussauftrag vor. Vor diesem regulatorischen Hintergrund profitieren Falkensee und Potsdam davon, dass sie Nachbarstädte von Berlin sind. Weigler nannte ein Beispiel: „Wenn ein Fahrer in Spandau eine Fahrt beendet hat, kann er gleich nach Falkensee zum nächsten Auftrag weiterfahren.“ Dieser Vorteil gilt auch für andere Orte im direkten Umkreis von Berlin, sagte er. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen.
Christoph Weigler bekräftigte allerdings, dass die in Deutschland geltende gesetzliche Rückkehrpflicht für Mobilitätsplattformen weiterhin ein hemmender Faktor ist. Auch im Fall von Umlandstädten bedeutet sie, dass ein Mietwagen mit Fahrer erst einmal zum Betriebssitz zurückfahren muss, wenn es nicht im Anschluss einen weiteren Auftrag gibt.
Das könne viele umweltschädliche Leerkilometer bedeuten – und erschwere die Expansion in ländliche Gebiete, in denen der meist wenig üppige öffentliche Verkehr eigentlich dringend ergänzender Angebote bedarf. „Was schon in Berlin schwierig ist, stellt sich in ländlichen Gebieten als zehnmal schwieriger dar“, sagte der Uber-Manager. Dagegen sei Uber in Ländern wie Portugal, wo es weniger Beschränkungen gibt, auch auf dem Land aktiv. In Deutschland sind Falkensee in Brandenburg und Kirchheim in Bayern die einzigen Uber-Orte, die keine Großstädte sind.
Uber-Vizepräsidentin: „Unser Hauptkonkurrent ist das private Auto“
Die Rückkehrpflicht für Mietwagenunternehmen, auf die Konkurrenten aus der Taxibranche pochen, behindere in Deutschland auch den Einsatz von Elektrofahrzeugen. Weil Batterieautos eine kleinere Reichweite als Verbrenner haben, seien längere Leerfahrten wirtschaftlich meist nicht darstellbar, sagte Weigler.
Anabel Diaz, Uber-Vizepräsidentin für Europa, Afrika und den Mittleren Osten, formulierte es höflich: „Besonders schwierig“ sei Deutschland wegen seiner Gesetzeslage zwar nicht, aber es gebe „Möglichkeiten zur Verbesserung“. Immerhin war es der Mobilitätsplattform möglich, sich auch hierzulande fest zu etablieren – trotz eines holprigen Starts, bei dem forsche Manager deutsche Politiker und Verwaltungsleute vor den Kopf stießen. Und trotz andauernder Kritik aus dem Taxigewerbe, das von unfairer Konkurrenz, Lohn- und Sozialdumping spricht.
Zur Eröffnung der Berlinale am Donnerstagabend wollten Taxifahrer erneute ihre grundsätzliche Kritik an Uber und am Uber-Geschäftsmodell zum Ausdruck bringen. Angekündigt war eine Demonstration am roten Teppich. „Wir protestieren gegen den US-Konzern Uber als Hauptsponsor der 73. Berlinale 2023“, steht auf einem Flugblatt, das dort verteilt werden sollte. „Der Konzern will die Berliner Taxibetriebe verdrängen, die wir als Teil des öffentlichen Nahverkehrs und der Daseinsvorsorge brauchen.“
Inzwischen gab es eine offizielle Reaktion. „Wir wählen unsere Sponsoren im Vorfeld sorgfältig aus und unterziehen sie einer Prüfung mit umfangreichen Recherchen“, teilte Berlinale-Chefin Mariëtte Rissenbeek mit. „Die Berlinale arbeitet nur mit Unternehmen zusammen, die sich an die rechtlichen Standards in Deutschland halten. Die geltende Rechtslage sieht vor, dass Uber in der Stadt legal operieren darf.“
„Unser Hauptkonkurrent ist das private Auto“, entgegnete Anabel Diaz am Donnerstag. Im Berliner Umland und den Außenbezirken der Hauptstadt sei es der Zweitwagen, ergänzte Christoph Weigler. Wer für die letzte Meile vom Bahnhof nach Hause eine andere verlässliche Mobilitätsoption habe, könne auf ein zweites Auto verzichten.