49-Euro-Ticket: Studenten sollen doppelt zahlen – auch in Berlin
Das Deutschlandticket soll die Bürger entlasten. Doch eine Gruppe wurde vergessen: Studenten. Mit ihren Semestertickets ist das neue Angebot nicht vereinbar.

Das ganze Land für 49 Euro im Monat: Ende des vergangenen Jahres einigten sich Bund und Länder auf den Nachfolger des 9-Euro-Tickets – das Deutschlandticket. Vielen Pendlern wird das neue Angebot, das ab Mai im Nah- und Regionalverkehr gilt, spürbare Einsparungen bescheren. Aber nicht alle Nutzergruppen profitieren von der Einführung. Einige werden in naher Zukunft sogar benachteiligt, auch in Berlin und Brandenburg.
Schon 2024 droht eine Tariferhöhung
Seit einigen Tagen ist das Deutschlandticket bei der BVG online bestellbar. Das Landesunternehmen wirbt damit, dass Stammkunden ohne Probleme zu dem neuen Jahres-Abo wechseln können. Wer noch schwankt, ob das neue Angebot das Richtige für ihn ist, sollte wissen, dass es jeden Monat gekündigt werden kann. Trotzdem gibt es Kritik – unter anderem am Preis. Für viele Fahrgäste, die heute noch das lokale Berliner 29-Euro-Ticket nutzen, könnte der Tarif zu hoch sein, wird eingewandt.
Außerdem ist das Deutschlandticket nicht mit einer Preisgarantie verbunden. Kunden müssen befürchten, dass aus den 49 Euro pro Kalendermonat schon im kommenden Jahr deutlich mehr als 50 Euro werden. Somit ist mit einer schrittweisen Preiserhöhung zu rechnen. Dabei sollte das Ticket die Bürger doch eigentlich entlasten und ihnen den Zugang zum öffentlichen Verkehr erleichtern?
Arbeitnehmer können profitieren
Eine Nutzergruppe kann zusätzlich von dem neuen Angebot profitieren: die Gruppe der Arbeitnehmer, die Firmentickets nutzen. Sofern der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Kaufpreises des Tickets übernimmt, werden weitere 5 Prozent von Bund und Ländern mitfinanziert. Insgesamt bezahlen Firmenticketinhaber maximal 34,30 Euro pro Kalendermonat. Wenn ihr Arbeitgeber noch mehr Geld beisteuert, noch weniger.
Doch die fast drei Millionen Studierenden in Deutschland bleiben nach dem jetzigen Stand komplett außen vor. Sie sind von einer Regelung wie beim Firmenticket bisher ausgeschlossen. Stattdessen sollen sie weiterhin die Semestertickets nutzen, die an den meisten Universitäten und anderen Hochschulen weiterhin Pflicht sind. Deren Preis variiert je nach Bundesland. Auch dürfen Studentinnen und Studenten mit diesen Tickets nur den ÖPNV im jeweiligen regionalen Bereich nutzen, aber nicht bundesweit.
Das bestehende Modell könnte weitergeführt werden, wenn beide Tickets – Semesterticket und Deutschlandticket – kompatibel wären. Sind sie aber nicht. Nachdem das Deutschlandticket von Bund und Länder beschlossen wurde, stand also fest, dass die Regelungen des Semestertickets überarbeitet werden müssen. Aber von wem?
Der VBB bittet um Geduld
Nach Angaben der Freien Universität (FU) Berlin befindet sich der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und die Studierendenschaften in Berlin in Verhandlungen. Es wird der Frage nachgegangen, ob das Deutschlandticket in Zukunft nicht doch in das Semesterticket integriert werden soll. Ob diese Möglichkeit aber überhaupt umsetzbar ist und ab wann Studenten davon profitieren könnten, ist der FU Berlin nach eigenen Angaben nicht bekannt. Zudem gibt es ein weiteres Problem.
Eine Sprecherin des VBB dazu: „Eine abschließende Bewertung liegt zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor. Wir arbeiten an Lösungen und bitten um Geduld in dem komplexen Prozess, der Einführung des bundesweit gültigen Deutschlandtickets und den damit verbundenen Herausforderungen. Mit den Studierendenvertretungen soll es im März einen gemeinsamen Termin geben, um zu besprechen, wie eine Lösung aussehen könnte.“
Das neue Semester startet am 1. April, einen Monat vor der Einführung des 49-Euro-Monatstickets. Das bedeutet, dass der fällige Betrag für das Semesterticket von allen Studenten bereits bezahlt wurde. Für das Sommersemester 2023 sind von ihnen 118 Euro zu bezahlen, rund 20 Euro im Monat. Durch einen Zuschuss des Landes Berlin wird der bisherige Tarif des Semestertickets, rund 32 Euro pro Monat, gesenkt.
Wenn die zuständigen Behörden doch noch eine Einigung treffen sollten, dann steht Studenten, die sich das Deutschlandticket gekauft haben, eine Rückerstattung zu. Die muss dann aber auch beschlossen und genehmigt werden – und das kann dauern. Die Hängepartie dauert an, und ein Ende ist nicht absehbar.