Kabelklau legt erneut Museumsbahn bei Berlin lahm: Wer kann jetzt helfen?

Die Diebe kamen nachts. In der Märkischen Schweiz wurde die Stromversorgung einer der letzten elektrischen Kleinbahnen zerstört. Jetzt werden Spenden gebraucht.

Einsteigen, bitte! Im Oktober 2022 konnte die Buckower Museumsbahn noch fahren. Ein elektrischer Zug, zu DDR-Zeiten in Schöneweide gebaut, steht startklar im Bahnhof Buckow.
Einsteigen, bitte! Im Oktober 2022 konnte die Buckower Museumsbahn noch fahren. Ein elektrischer Zug, zu DDR-Zeiten in Schöneweide gebaut, steht startklar im Bahnhof Buckow.Peter Neumann/Berliner Zeitung

Die Bahn-Fans hatten darauf gehofft, dass es nicht wieder passiert. Dass das, was vor mehr als zwölf Jahren geschehen ist, ein Einzelfall bleibt. Doch vor wenigen Tagen ist der Verein Museumsbahn Buckower Kleinbahn erneut Opfer von Buntmetalldieben geworden. Ein rund 300 Meter langer Abschnitt der Fahrleitung wurde zerstört, der Schaden wird auf 25.000 Euro geschätzt. Damit auf der traditionsreichen Strecke in der Märkischen Schweiz östlich von Berlin von diesem Frühjahr an wieder elektrische Züge fahren können, bittet der Verein um Spenden und tatkräftige Hilfe – auch in Berlin.

„Es ist zum Heulen“, sagt Klaus Hönicke, der Vize-Vorsitzende des Buckower Kleinbahnvereins. Die Nachricht traf am Morgen des 19. Januar 2023 bei den Bahnenthusiasten ein. Sie kam von einem Anwohner der Strecke, der den Schaden entdeckt hatte, als er auf dem Radweg zwischen Waldsieversdorf und Dahmsdorf zur Arbeit fuhr. „Er schickte auch Bilder von der Fahrleitungsanlage“, berichtet Andreas Hauschild aus Buckow, der als Werkstattleiter für die Technik zuständig ist. Ein Ortstermin bestätigte, dass eine große Lücke klaffte, Kabel hingen herab. Durch die Straftat wurde die Stromversorgung der Buckower Kleinbahn zerstört – wieder einmal.

Kupferdiebe hatten wahrscheinlich in der Nacht zuvor die doppelt geführte Fahrleitung zerschnitten und die Kupferkabel mitgenommen. Auch Masten wurden beschädigt, berichtete der Verein und klagte über „dreiste Buntmetalldiebe“. Die entwendeten Leitungen sind insgesamt rund 600 Meter lang. „In der heutigen Zeit ist das einiges wert“, so Hauschild. Die Rohstoffpreise sind stark gestiegen. Der Verein schätzt den Verkaufswert des Materials auf rund 3500 Euro. Doch wegen der Zerstörungen summiere sich der wirkliche Sachschaden auf insgesamt 25.000 Euro. 

Zeugen sahen einen weißen Transporter

Zeugen hätten der Polizei berichtet, dass sie im Wald einen weißen Transporter mit polnischem Kennzeichen gesehen haben, hieß es im Verein. Eigentlich ist der glatte asphaltierte Radweg, der neben dem Gleis der Kleinbahn verläuft, für Kraftfahrzeuge gesperrt. Doch die Poller, mit deren Hilfe das Verbot anfangs durchgesetzt wurde, seien schon vor langer Zeit entfernt worden, so der Buckower. Die Diebe konnten mit dem Auto leicht an die einsam gelegene Strecke im Süden der Märkischen Schweiz herankommen.

Vor Halloween gab es zusätzliche Fahrten. Ein geschmückter Zug der Museumsbahn unterwegs nach Müncheberg.
Vor Halloween gab es zusätzliche Fahrten. Ein geschmückter Zug der Museumsbahn unterwegs nach Müncheberg.Peter Neumann/Berliner Zeitung

Für den Verein ist der Diebstahl eine Katastrophe. „Wenn wir den Schaden nicht bis zum geplanten Saisonbeginn beheben können, kann es ab April leider keinen Fahrbetrieb geben“, bedauert Andreas Hauschild. Dabei gehört die Buckower Kleinbahn seit vielen Jahren zum touristischen Angebot der wald- und seenreichen Region im Kreis Märkisch-Oderland. Seit 2002 wird die 4,9 Kilometer lange Strecke von Ehrenamtlichen betrieben.

Schon mehrmals totgesagt – aber die Bahn ist immer noch da

Jeweils von Frühjahr bis Herbst pendeln in Schöneweide gebaute Trieb- und Beiwagen der Baureihe 479/879 regelmäßig am Wochenende zwischen Buckow, Waldsieversdorf und Müncheberg, wo Anschluss an die Regionalbahnlinie RB26 von und nach Berlin besteht. Wanderer nutzen das ungewöhnliche Verkehrsangebot ebenso wie andere Tagestouristen, aber auch Einheimische fahren mit – etwa wenn es vor Halloween in gemütlich beleuchteten Wagen durch den abendlichen Wald geht. Zum Weihnachtsmarkt am 3. und 4. Dezember 2022 gab es zum vorerst letzten Mal Zugbetrieb mit 600 Volt. 

Eine Stationsidylle, wie es sie sonst kaum noch gibt. Der Bahnhof Buckow (Märkische Schweiz) ist Sitz des Vereins. In dem Kopfbahnhof am Rand des Kneippkurorts östlich von Berlin gibt es auch ein Kleinbahnmuseum.
Eine Stationsidylle, wie es sie sonst kaum noch gibt. Der Bahnhof Buckow (Märkische Schweiz) ist Sitz des Vereins. In dem Kopfbahnhof am Rand des Kneippkurorts östlich von Berlin gibt es auch ein Kleinbahnmuseum.Peter Neumann/Berliner Zeitung

Die Buckower Bahn hat Höhen und Tiefen erlebt. 1897 zunächst als dampfbetriebene Schmalspurstrecke eröffnet, wurde die Trasse 1929 auf Normalspur umgebaut und bis 1930 elektrifiziert. Heute ist sie eine der ganz wenigen elektrischen Kleinbahnen auf der Welt. Noch zu DDR-Zeiten nutzten nicht nur viele Ausflügler und Touristen die Züge, auch für den Berufsverkehr war die von 4 Uhr früh bis 1 Uhr nachts betriebene Bahn wichtig. Trotzdem sollte die Strecke 174 schon damals stillgelegt werden.

Nach der Wende sanken die Fahrgastzahlen weiter. 1993 beendete die Deutsche Reichsbahn den elektrischen Betrieb. 1998 war zum letzten Mal ein Regionalzug der Deutschen Bahn (DB) auf der Strecke unterwegs, nachdem es zuletzt nur noch am Wochenende in der Sommersaison Zugverkehr gab. Doch den Buckowern und ihren Mitstreitern gelang es, die Kleinbahn zu retten. Seitdem sie als Museumslinie von einem Verein betrieben wird, gilt sie rechtlich als Straßenbahn.

Buntmetalldiebe haben es aber nicht nur auf die DB abgesehen, auch elektrische Kleinbahnen werden von ihnen heimgesucht. Dazu zählen die Extertalbahn und die Bergischen Museumsbahnen in Wuppertal-Cronenberg, beide in Nordrhein-Westfalen. 

Erste Spenden sind schon in Buckow eingetroffen

Die Buckower Bahn war ebenfalls Schauplatz von Diebstählen. Im Juni 2010 wurden in der Nacht rund 200 Meter Fahrleitung entfernt, ein paar Tage später fehlten dann schon mehr als anderthalb Kilometer. Insgesamt vier Mal schlugen die Kabelklauer in jenem Frühsommer zu. „Auch damals war der mittlere Streckenabschnitt betroffen“, erinnert sich Andreas Hauschild. Die Diebstähle geschahen im gleichen Bereich im Wald südlich von Waldsieversdorf. „Die Geschichte wiederholt sich nahezu eins zu eins“, so der Verein. Und auch damals wurden die Diebe nicht gefasst. Der Sachschaden wurde auf 50.000 Euro geschätzt – das ist viel Geld für einen Verein, der Anlagen und Fahrzeuge pflegen muss.

Nach dem Kabeldiebstahl im Januar 2023: die zerstörte Fahrleitung der Buckower Kleinbahn bei Waldsieversdorf (Märkisch-Oderland)
Nach dem Kabeldiebstahl im Januar 2023: die zerstörte Fahrleitung der Buckower Kleinbahn bei Waldsieversdorf (Märkisch-Oderland)Sven Weißenberg

Damals half die Gemeinschaft der Bahn-Fans den Buckowern. „Ein privater Eigentümer überließ uns seinen MAN-Dieseltriebwagen, damit weiterhin Zugbetrieb möglich war“, sagt Andreas Hauschild. So blieb die Haupteinnahmequelle erhalten. Spenden trafen ebenfalls ein, aber es gab auch tatkräftige ehrenamtliche Hilfe. So schickten die DB und Bahnbauunternehmen wie die Firma Spitzke Personal und Technik, um die Fahrleitungsanlage zu reparieren. Die Firma nkt cables steuerte neue Leitungen bei. Sonst hätten für den Verein am Ende rund 100.000 Euro auf der Rechnung gestanden.

Noch können die Buckower nicht abschätzen, wie teuer es diesmal für sie wird. Der Diebstahl trifft den Verein in einer schwierigen Zeit, auch er leidet unter dem Anstieg der Energiepreise. „Wir hoffen, dass es gelingt, den Schaden rasch zu beheben“, sagt Andreas Hauschild.

Erneut bitten die Museumsbahner um Spenden – die Kontonummer lautet: DE03 1705 4040 3000 3532 40. Der Verein freut sich darüber, dass erste Zahlungen eingetroffen sind, und bedankt sich: „An jene Menschen, welche bereits so nett waren – vielen Dank für die prompten Zuwendungen an uns!“ Fälle wie diese zeigen, dass die Bahn-Community zusammenhält. Noch sei es ein weiter Weg, so Hauschild. „Aber wir hoffen, dass wir im Frühjahr wieder fahren können.“