Heute buchen, in 30 Tagen fahren: In Berlin bietet Uber einen neuen Service

In den USA ist es bereits möglich. Jetzt können auch in deutschen Städten Fahrten lange im Voraus reserviert werden. Die Zahl der Taxis schrumpft immer weiter.

Unterwegs für die Mobilitätsplattform Uber: ein Mietwagen mit Fahrer unterwegs in Berlin.
Unterwegs für die Mobilitätsplattform Uber: ein Mietwagen mit Fahrer unterwegs in Berlin.Uber

Heute Abend, morgen früh – oder in vier Wochen. Bei Uber kann man jetzt Fahrten reservieren. Die neue App-Funktion Uber Reserve, die in Deutschland in Berlin, Frankfurt am Main und München verfügbar ist, ermöglicht ab sofort Bestellungen bis zu 30 Tage im Voraus. Damit gibt es ein Serviceangebot, das bislang vor allem mit Taxis in Verbindung gebracht wurde, auch bei der Taxikonkurrenz.

„Wenn man frühmorgens seinen Flug oder die Bahn erwischen muss, dann geht man mit einem besseren Gefühl schlafen, wenn man weiß, dass die Fahrt am nächsten Morgen bereits fest reserviert ist“, sagte Christoph Weigler, Uber-Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Genau dafür sei Uber Reserve entwickelt worden. Anderswo, zum Beispiel in den USA, gibt es diese Buchungsmöglichkeit längst. In Deutschland konzentrierte sich Uber bislang auf das Sofortgeschäft: buchen und losfahren.

In der Uber-App wählen die Nutzer den Tag, die Zeit und den Startpunkt für die Fahrt aus. Zwischen der Buchung und der Abfahrt muss mindestens eine halbe Stunde vergehen. Umgekehrt ist es möglich, den Wagen bis zu 30 Tage im Voraus zu bestellen.

Nach der Buchung in der App vermittelt das US-Technologieunternehmen die Fahrt an ein Unternehmen, das Mietwagen mit Fahrer einsetzt. „Der Fahrer kommt fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit am Abholort an. Zusätzlich ist eine fünfminütige Wartezeit kostenlos inbegriffen. Die Stornierung ist für Kunden bis zu einer Stunde vor der Fahrt kostenfrei. Storniert der Nutzer weniger als 60 Minuten vor der Fahrt, muss er eine Stornierungsgebühr zahlen“, teilte Uber mit.

In Berlin ab einem Fahrpreis von 20 Euro buchbar

In Berlin und Frankfurt am Main ist Uber Reserve ab einem Fahrpreis von 20 Euro buchbar, in München beträgt der Mindestpreis 25 Euro, teilte das Unternehmen mit. Genau wie bei regulären UberX-Fahrten, die zum unmittelbaren Antritt vermittelt werden, steht auch bei Uber Reserve der Preis bei der Buchung fest und ändert sich auch im Fall einer längeren Fahrzeit oder bei Stau nicht, wird versprochen. Wie bei Uber üblich, können die Kunden mit Kreditkarte, PayPal, Apple Pay oder Google Pay bezahlen.

Die Mobilitätsplattform Uber ist in über 70 Ländern aktiv. In Deutschland können in 18 Städten Mietwagen mit Fahrer bei Uber gebucht werden. Nach Berlin, Frankfurt am Main und München soll es das Angebot Uber Reserve auch in weiteren Orten geben, hieß es.

Kritik aus der Taxibranche dauert an

Uber betreibt keine eigenen Fahrzeuge, sondern vermittelt die Fahrten gegen Provision an andere Unternehmen. In Berlin und anderen deutschen Städten handelt es sich um den Fahrtendienstleister Safedriver, dessen Tochterfirma Ennoo für Uber fährt – in zunehmendem Maße mit Hybridfahrzeugen und Wasserstoffautos. Dem Vernehmen nach beträgt die Provision normalerweise sieben bis 25 Prozent des Fahrpreises, bei Elektrofahrzeugen sind es zwei bis 20 Prozent. In diesem Jahr ist Uber erstmals Hauptpartner der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Nach einer Statistik des Landes Berlin waren im Januar dieses Jahres 4441 Mietwagen und 5375 Taxis konzessioniert. Zum Vergleich: Ein Jahr davor waren 4252 Mietwagen und 5905 Taxis in Berlin in Betrieb. Da die Tarife für den Fahrgast bei Uber und anderen Fahrdienstvermittlern wie FreeNow oder Bolt meist niedriger sind als im Taxi, hat die Zahl der Nutzer in den vergangenen Jahren zugenommen. Die Taxibranche schrumpft.

Seit ihrem Markteintritt sehen sich die Mobilitätsplattformen Kritik aus der Taxibranche ausgesetzt. Rechne man zu den Provisionen die ebenfalls zu zahlende Mehrwertsteuer hinzu, seien die Erträge unterm Strich so niedrig, dass sich damit reguläre sozialversicherungspflichtige Fahrerarbeitsverhältnisse selbst mit Mindestlohn nicht finanzieren ließen, geben Taxiunternehmer zu bedenken. Sie sehen sich, auch durch mit Steuergeldern subventionierte neue Fahrdienste wie Muva, den On-Demand-Fahrdienst der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Osten der Stadt, unter Druck.

Uber und die Mietwagenbetreiber bestreiten Vorwürfe, dass Vorgaben umgangen werden. Alle gesetzlichen Bestimmungen würden eingehalten, entgegnen sie. Allerdings wäre es an der Zeit, Regelungen, die der Entfaltung der neuen Mobilitätsformen entgegenstehen, zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern, lautet ihre Forderung.

Initiative fordert Abschaffung der Rückkehrpflicht

So setzt sich die Initiative „Grüne Mobilität? Ja, bitte“, deren Sprecher Safedriver-Chef Thomas Mohnke ist, für die Abschaffung der Rückkehrpflicht ein. Das Personenbeförderungsgesetz verlangt, dass Mietwagen mit Fahrer anders als Taxis nach jeder Fahrt leer zu ihrem Betriebssitz zurückkehren müssen, sofern sie keinen Folgeauftrag bekommen haben. Die zusätzlichen Wege belasten die Mietwagenbranche mit einer erhöhten Fahrleistung von 20 Prozent, habe das Bundesverfassungsgericht festgestellt, so die Initiative. Eine sinnlose Belastung der Umwelt, meint Mohnke.