Verkehrssenatorin Regine Günther plant: Längere grüne Ampelphasen für Berliner Fußgänger

Warten auf der Mittelinsel, weil die Ampel zu schnell auf Rot springt, links und rechts von Autos umbraust – das kennen viele Berliner nur allzu gut.

Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) will Schluss damit machen. Ein Entwurf zur Änderung des Mobilitätsgesetzes aus Günthers Haus sieht vor, die Grünphase an großen Kreuzungen für Fußgänger zu verlängern. Der Entwurf liegt der Berliner Zeitung vor. Zuerst hatte die Morgenpost über den Vorstoß berichtet.

Demnach sollen zwei hintereinanderliegende Fußgängerfurten „in einem Zug gequert werden können“.

Autofahrer müssen länger warten

Die Krux an der Ampelschaltung: Je mehr Zeit Fußgänger erhalten, desto länger müssen Autofahrer warten. 

Erst in dieser Woche hatte die Verkehrssenatorin für erhitzte Gemüter unter Autofreunden gesorgt – mit dem Satz „Wir wollen, dass die Menschen ihr Auto abschaffen“. Ist der Entwurf also auch ein Schlag gegen Autofahrer?

„Nicht gegen Autofahrer gerichtet"

Auch in dem neuen Referentenentwurf heißt es: „Es wird angestrebt, in der Stadt Räume zu schaffen, in denen der motorisierte Individualverkehr keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.“

Günthers Sprecher Jan Thomsen versichert auf Nachfrage: „Der Entwurf ist nicht gegen Autofahrer gerichtet, sondern setzt sich für Fußgänger ein. Wir wollen Sicherheit und Komfort für sie erhöhen.“

17 tote Fußgänger in 2018

Tatsächlich sind Fußgänger auf Berlins Straßen besonders stark gefährdet: Von 43 Verkehrstoten in Berlin  im Jahr 2018 waren nach Polizeiangaben mit 17 Toten Fußgänger die größte Gruppe.

Neben längeren Grünphasen an großen Kreuzungen  sind im Entwurf außerdem vorgesehen: neue Sitzgelegenheiten in der Stadt, neue Fußgängerüberwege, ein Ausbau der Gehbahnbreite, Schulungen von Senioren und Schülern, Ansprechpartner für den Fußverkehr in jedem Bezirk sowie ein Gremium auf Landesebene, das die Senatsverwaltung unterstützt.

Die Vorschläge werden in den kommenden Wochen von Expertengremien wie dem Dialog Fußverkehr und dem Mobilitätsbeirat diskutiert. Im Sommer sollen sie im Senat vorliegen, danach wandern sie ins Abgeordnetenhaus.