Verkürzte Reise: Wie die Deutsche Post unseren Urlaub entschleunigt hat

Im Sommer verlassen wir die Stadt. Wir begeben uns an Orte, die oft abgelegen sind von jeglicher Zivilisation. Manchmal fahren wir auch in andere Städte, sehen uns an, wie die Menschen dort leben, besichtigen ihre Sehenswürdigkeiten und benehmen uns so, wie sich die Touristen bei uns benehmen. Der Urlaub soll vor allem der Entschleunigung dienen. In diesem Jahr ist das mithilfe der Deutschen Post auf vorbildliche Weise gelungen. Nicht auszudenken wie es uns wohl gehen würde, hätten wir unseren ursprünglichen Plan verwirklicht. Er war ambitioniert und sah vor, unseren Sohn am Ende einer Paddeltour in Schweden abzuholen.

Wir wollten ein oder zwei Tage in der Wildnis verbringen, schwimmen gehen und Beeren pflücken. Dann wären wir nach Stockholm aufgebrochen und von dort mit einer Fähre bis nach Tallinn in Estland gefahren. Wir wären quer durch Lettland gereist, hätten auf der Kurischen Nehrung in Litauen in den Dünen gezeltet, Königsberg besichtigt und einen Stopp in Danzig eingelegt, bevor wir nach Berlin zurückgekehrt wären. Einige Tausend Kilometer Fahrt.

Allerdings ging etwas schief. Es lag am Ausweis unseres Sohnes. Während das Kind in Schweden bei uns blieb, reiste die Plastikkarte versehentlich mit der Paddelgruppe nach Deutschland zurück. Aber es gibt ja den Expressversand der DHL. 50 Euro kostet es, einen Ausweis an einem Tag von Berlin nach Schweden zu transportieren. Aber für den Preis, so das Versprechen, sollte die Karte 24 Stunden später bei uns sein. Das war an einem Montag. Am Donnerstag darauf war der Ausweis allerdings noch immer nicht da.

Wir haben die Reise durch die Deutsche Post abgekürzt

Die Sendungsverfolgung zeigt: Der Ausweis reist am Montag von Berlin nach Erfurt. Warum, wird für immer das Geheimnis der DHL bleiben, denn von Erfurt verschickt DHL gar keine internationale Post. Das merkt man im Verteilzentrum dann auch und schickt den Ausweis wieder nach Berlin. So geht es nach Leipzig und weiter nach Kopenhagen. Mittlerweile ist Mittwoch. Aber am selben Tag schafft es die kleine Plastikkarte noch bis nach Göteborg.

Jetzt ist der Ausweis schon mal in Schweden. Am Donnerstag ist er wieder auf Reisen, es geht nach Oskarshamn auf der anderen Seite des Landes.

Ganz oben auf der Seite steht, wann der Ausweis voraussichtlich sein Ziel erreichen soll: eine weitere Woche später. So lang können 24 Stunden sein. Am Telefon hieß es dann, na ja, Express sei eben nur zwischen Berlin und Stockholm möglich. Da sei der Absender falsch informiert worden.

Wir haben die Reise abgekürzt. Den Ausweis haben wir in einer seiner Zwischenstationen selbst abgeholt. Dann haben wir das gesamte Baltikum ausgelassen, sind mit einem Schiff direkt nach Danzig gefahren und von dort einige Tage später nach Berlin. Wir haben einige Tausend Kilometer gespart, die Umwelt geschont und unsere Nerven. Wir sind auf jeden Fall sehr entschleunigt aus dem Urlaub zurückgekehrt. Dank DHL. Was will man mehr.