Vertrauensfrage gestellt: Trotz Plagiatsgeständnis: Graf bleibt Berliner CDU-Fraktionschef

Berlin - Trotz der eingestandenen Täuschung bei seiner Doktorarbeit bleibt Florian Graf Vorsitzender der Berliner CDU-Fraktion. In einer kurzen Sondersitzung wurde der 38-Jährige am Donnerstagmorgen mit 88,2 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Von 34 anwesenden CDU-Abgeordneten sprachen ihm ohne inhaltliche Diskussion 30 das Vertrauen aus, 3 stimmten mit Nein, einer enthielt sich.

Die Universität Potsdam hatte Graf am Mittwochabend den Doktortitel aberkannt, weil er in seiner Dissertation getäuscht hat. Der Diplom-Verwaltungswirt hatte zuvor in einer Erklärung an die Universität eingeräumt, dass er bei mehreren Autoren abgeschrieben hat, ohne dies kenntlich gemacht zu haben. Dies beträfe 7 seiner rund 210 Seiten starken Doktorarbeit. Darüberhinaus habe er noch an 2 Stellen falsch zitiert.

Der 38-Jährige erklärte anschließend, dass er „außerordentlich dankbar“ sei für das ausgesprochene Vertrauen, das nicht selbstverständlich sei. „Ich habe große Fehler gemacht und eingeräumt.“ Er sei jedoch „sicher, das verlorene Vertrauen Stück für Stück zurückgewinnen zu können“. Das mache man am besten, indem man sich auf Inhalte und die Arbeit in der Regierungskoalition mit der SPD konzentriere, unterstrich Graf. Fragen ließ er nach seinem kurzen Statement nicht zu.

Der CDU-Landesvorsitzende und Innensenator Frank Henkel - Grafs Vorgänger an der Spitze der Fraktion - betonte, Graf habe eine zweite Chance verdient, die er auch nutzen werde. „Graf hat Fehler eingeräumt mit dem nötigen Respekt vor der Fraktion. Er hat sich reuig und demütig gezeigt. Er hat keine Salami-Taktik betrieben, und für diese Art der Erklärung hat er unser Vertrauen bekommen“, sagte Henkel.

Angelegenheit erledigt

Der Fraktionschef sei „eine integere Persönlichkeit“. Er habe eine Menge zum Erfolg der rot-schwarzen Regierungskoalition beigetragen. Graf werde für seinen „menschlichen und kollegialen Umgang und seine fachliche Kompetenz“ in der CDU-Fraktion geschätzt, sagte Henkel. Damit sei die Angelegenheit für die Fraktion erledigt.

Das bedeute nicht, dass die CDU Täuschung in einer Doktorarbeit als Kavaliersdelikt betrachte, betonte der CDU-Vorsitzende. „Menschen machen Fehler, und Graf hat um Entschuldigung gebeten. In seiner politischen Arbeit hat er sich nichts vorzuwerfen“, sagte Henkel. (dpa)