Vier Jahre verschwunden: Die Berliner Polizei sucht Rebecca Reusch aus Neukölln
3000 Hinweise gingen inzwischen bei der Mordkommission ein. Die einen halten sie für tot, andere wollen sie im Ausland gesehen haben.

Es ist einer der mysteriösesten Vermisstenfälle Berlins: Seit vier Jahren ist Rebecca Reusch nun weg. Die damals 15-Jährige verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 aus dem Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers in Britz. Ein Lebenszeichen von ihr gibt es bis heute nicht – und das, obwohl noch immer zahlreiche Hinweise von Bürgern bei der Polizei eingehen.
Rebecca hatte damals die Nacht bei ihrer Schwester und deren Mann verbracht. Am Morgen ging die Schwester mit ihrer Tochter aus dem Haus, um zur Arbeit zu fahren. Bei der Polizei sagte sie später aus, dass sie nicht noch einmal nach Rebecca gesehen habe.
Die Ermittlungen ergaben, dass Rebeccas Handy zuletzt um 7.46 Uhr im WLAN ihrer Schwester eingeloggt war. Dann blieb ihr Telefon aus.
Als die Jugendliche auch am nächsten Tag verschwunden blieb, machten sich Freunde von Rebecca selbstständig auf die Suche nach dem Mädchen. Unter anderem hängten sie an Litfaßsäulen Suchplakate auf.

Die Ermittlungen übernahm die 3. Mordkommission des Landeskriminalamtes. Denn die Polizei ging bald davon aus, dass Rebecca umgebracht wurde. Das vermutet sie auch heute noch.
Bald verdächtigten die Ermittler Rebeccas Schwager, der am Morgen noch im Haus war. Sie glauben noch immer, dass der Mann Rebecca umgebracht und die Leiche mit seinem Auto weggefahren habe. Das Kennzeichenerkennungssystem an der Autobahn A12 erfasste den Renault Twingo, mit dem der Schwager am Vormittag in Richtung Polen unterwegs war. Zum Grund seiner Fahrt machte er keine Angaben.
Selbst ein Wahrsager meldete sich
Weil auch noch ein Zeuge angab, den Twingo in einem Waldstück bei Storkow gesehen zu haben, durchsuchten Hundertschaften der Polizei tagelang die umliegenden Wälder. Mit Schlauchbooten, Leichenspürhunden und Tauchern wurden auch zwei Seen abgesucht – alles vergeblich. Inzwischen gingen mehr als 3000 Hinweise von Bürgern bei der Polizei ein. Selbst ein Wahrsager meldete sich bei der Mordkommission und bei Zeitungsredaktionen. Er glaubte zu wissen, wo die Leiche vergraben ist.
Andere wollen Rebecca im Ausland, darunter in Polen, wiedererkannt haben. Das liegt möglicherweise auch an dem Foto von Rebecca, das die Polizei veröffentlichte, und das wenig Ähnlichkeit mit ihr hat, weil es mit Filtern bearbeitet wurde. Doch weil die Polizei kein anderes Bild zur Verfügung hatte, nahm sie das Foto von Rebeccas Instagram-Account.

Dem Schwager, der zwischenzeitlich in Untersuchungshaft saß, konnte die Polizei bislang nichts nachweisen. Seine Anwältin kritisierte die Veröffentlichung eines Fahndungsfotos des Mannes durch die Polizei, die sich dadurch Hinweise von Zeugen erhofft hatte. Die Anwältin kritisierte die „Vorverurteilung“. Diese stehe im Widerspruch zur Unschuldsvermutung.
Weil Rebecca kurz vor ihrem Verschwinden einer Freundin ein Snapchat-Foto schickte, weiß die Polizei, was das Mädchen für Bekleidung trug. Am Freitag veröffentlichte die Berliner Polizei erneut einen Suchaufruf und Fotos ihrer Bekleidung. Bekleidet war Rebecca Reusch mit einer rosafarbenen Plüschjacke, einem weißen Kapuzenpullover mit Aufschrift „RAP MONSTER“ und blauen Jeans mit zerrissenen Knien. Sie trug schwarz-weiße Sportschuhe der Marke „VANS“, eine große beige-rosafarbene Handtasche und einen roten Rucksack.
Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 030/4664-911333 entgegen oder per E-Mail an lka113-hinweis@polizei.berlin.de.