Vom Pionier zum Monopolisten: Roller-Verleiher Emmy übernimmt Konkurrenten Felyx

Das Berliner Unternehmen Emmy wird zum größten Sharing-Anbieter für E-Sitzroller in Deutschland. In der Hauptstadt wächst dessen Flotte auf 2500 Roller.

Eine E-Schwalbe der Emmy-Flotte.
Eine E-Schwalbe der Emmy-Flotte.Florian Gaertner/photothek.net

Das Berliner Unternehmen Emmy gilt hierzulande als der Pionier des modernen E-Moped-Verleihs. 2015 wurde es in Schöneberg gegründet, behauptete sich gegen teils übermächtige Konkurrenz, nun hat das Start-up seinen letzten verbliebenen Wettbewerber geschluckt. Wie am Donnerstag bekannt wurde, übernimmt Emmy das Deutschlandgeschäft des niederländischen Verleihers Felyx. Damit wird Emmy zum größten Sharing-Anbieter strombetriebener Sitzroller in der Republik und sichert sich in Berlin sogar das Monopol. „Wir waren am Anfang die Einzigen, jetzt sind wir es wieder“, sagt Emmy-Chef Christopher Schech im Gespräch mit der Berliner Zeitung.

Das 2017 in Amsterdam gegründete Unternehmen Felyx war im Sommer 2021 mit insgesamt 1500 E-Mopeds nach Berlin gekommen. Nun gibt der Verleiher das Deutschlandgeschäft wieder auf. „Es war für uns sehr wichtig, einen Nachfolger zu finden, der unsere Vision für die Zukunft eines nachhaltigen Stadtverkehrs teilt“, sagt Felyx-Mitgründer Maarten Poot und erklärt auch, dass man diesen mit Emmy gefunden habe. Tatsächlich hatten die Niederländer versucht, mit attraktiven Rabatten Marktanteile zu gewinnen, was auf die Dauer zu teuer wurde. Jetzt zieht Felyx die Reißleine.

Das bedeutet, dass die Berliner Emmy-Flotte auf etwa 2500 Roller anwächst. Vorerst sollen die Felyx-Scooter ihre dunkelgrüne Lackierung behalten, allerdings den Emmy-Schriftzug bekommen. Felyx-Kunden können die Roller Firmenangaben zufolge noch bis Ende Februar nutzen. Danach werde ihr Konto in die Emmy-Kundenkartei übergehen. In Berlin, München und Hamburg verfügt Emmy somit über insgesamt 4000 Scooter und 610.000 registrierte Kunden. Geld soll nicht geflossen sein. Jedoch habe Emmy die Verbindlichkeiten von Felyx übernommen.

Damit baut auch der israelische Kurzzeit-Autovermieter Goto Global seine Position in Deutschland aus. Denn das Carsharing-Unternehmen hatte Emmy im Herbst 2021 übernommen und sich in den deutschen Markt eingekauft. Seinerzeit hatte man noch das Ziel formuliert, über Emmy in Deutschland künftig auch Elektroautos zu verleihen. Dies ist jedoch in den Hintergrund gerückt, zumal sich Firmen wie Mercedes-Benz, BMW und VW mittlerweile aus dem Sharing-Geschäft zurückgezogen haben. Die drei Emmy-Gründer sind inzwischen nicht mehr an Bord.

Grüne Felyx-Roller.
Grüne Felyx-Roller.Sabine Gudath

Allerdings ist Emmy auch mit seinem Scooter-Sharinggeschäft nach wie vor weit davon entfernt, Geld zu verdienen. Medienberichte, nach denen das Unternehmen Verluste im niedrigen einstelligen Millionenbereich einfährt, will Emmy-Chef Christopher Schech nicht bestätigen, er räumt aber Verluste ein. Auf einen Zeitpunkt, zu dem die Profitabilität erreicht werden soll, will er sich nicht festlegen. In einigen Städten schreibe man zeitweise bereits schwarze Zahlen. „Wir haben bewiesen, dass es geht.“

Zu hohe Kosten waren vor wenigen Wochen sogar für das von Investoren mit mehreren Hundert Millionen ausgestattete Berliner Start-up Tier Mobility Grund genug, sich aus dem E-Moped-Verleih zurückzuziehen. Tier hatte Anfang 2020 die Flotte der Firma Coup mit etwa 5000 Fahrzeugen übernommen, nachdem das Mutterunternehmen Bosch das Unternehmen ebenfalls wegen zu hoher Kosten nach nur drei Jahren überraschend geschlossen hatte.

Preiserhöhungen zum Saisonstart im April derzeit nicht ausgeschlossen

Dennoch halten Experten den E-Moped-Verleih per App für zukunftsfähig. Nach Daten des Global Moped Sharing Market Report 2022 stieg allein im vergangenen Jahr die Zahl der bei Sharing-Diensten für E-Mopeds registrierten Nutzer weltweit um 40 Prozent auf etwa 17 Millionen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Städte, in denen Moped-Sharing angeboten wird, in den vergangenen zwölf Monaten um 25 Prozent auf mehr als 220. Insgesamt gab es demnach im vergangenen Jahr 130.000 Elektromopeds, die per App gemietet werden können.

Deutschland rangiert im globalen Vergleich mit insgesamt 11.000 per App mietbaren Stromrollern auf Platz fünf in der Welt und belegt Rang drei in Europa. Im europäischen Ranking steht Berlin hinter Madrid, Paris, Mailand und Barcelona nur auf Platz fünf. Dort sind jeweils gut 5000 Leih-E-Mopeds auf den Straßen, in Berlin nur halb so viele.

Laut Emmy-Chef Schech sei der Kauf weiterer Roller erst einmal nicht geplant. Auf die Frage, ob Emmy seine neue Monopolstellung nutzt, um die Preise anzuheben, ist der 34-Jährige weniger klar. Obwohl Emmy die Preise erst im Januar angehoben hatte, will Schech eine weitere Erhöhung zum Saisonstart im April „derzeit nicht ausschließen“.