Waldbühne: Gänsehaut bei 30 Grad

Zwei Jahre war es coronabedingt still an der Waldbühne. Nur die Anwohner hat das gefreut. Jetzt finden dort mehr Konzerte denn je statt - allerdings mit Auflagen.

Ende Mai: Der Musiker Eric Clapton tritt in der Waldbühne auf.
Ende Mai: Der Musiker Eric Clapton tritt in der Waldbühne auf.dpa/Britta Petersen

Es sind wirklich emotionale Momente, als etwas mehr als 20.000 Menschen zusammen singen, applaudieren und größtenteils übers ganze Gesicht strahlen. Als Kind habe ich mein erstes Konzert in der Waldbühne erlebt, später lief hier „Mrs. Doubtfire“ im Sommerkino. Bald folgten die ersten Konzerte ohne Eltern, nicht mehr auf den Sitzplätzen, natürlich, sondern unten, auf der staubigen Freifläche.

Viele Begleiterinnen und Begleiter von einst gibt es nicht mehr, sie sind abhandengekommen, auf die eine oder andere, manchmal endgültige Weise. Es ist schön, sich an sie und die gemeinsamen Momente zu erinnern, während die Sonne hinter der Bühne untergeht und den Himmel in ein dunkles Pink färbt.

Drei Jahre liegt der letzte Sommer zurück, in dem Konzerte nicht wegen eines grassierenden Virus abgesagt werden mussten. Als brauchte es noch einen Beleg dafür, wie sehr solche Abende gefehlt haben, lässt die Gänsehaut die Haare ständig weit vom Arm abstehen, bei immerhin knapp dreißig Grad. Da stören nicht mal die durstigen Mücken, die nach Einbruch der Dunkelheit zum Dinner einfliegen.

Trotz aller Idylle gibt es leider auch Makel. Stilles Wasser bei heißen Temperaturen mit fünf Euro pro Becher zu einem Luxusgut zu machen, ist eine ziemliche Frechheit. Das Bier kostet nur einen Euro mehr und wird als einziges Getränk von vielen Jobbern mit Bauchläden direkt an die Plätze gebracht. Wer keinen Alkohol trinkt oder in der noch gleißenden Sonne lieber etwas nicht Alkoholisches trinken möchte, muss die steilen Treppen zu den Getränkeständen hochklettern und sich an einem Stand einreihen.

Lied abgebrochen, damit pünktlich um 22 Uhr Schluss ist

Die Show ist derweil super, die Band, die mit zwei Jahren Verspätung endlich auftreten kann, gut aufgelegt. Obwohl sie dafür bekannt ist, praktisch nie unter zweieinhalb Stunden zu spielen, gewöhnlich eher länger, lässt sie um Punkt 22 Uhr alles stehen und liegen und verabschiedet sich abrupt. Den vorletzten Song bricht sie sogar ab, um so gerade noch das finale Lied des Abends reinquetschen zu können. Das Staunen auf den Rängen ist groß.

Die Auflage soll Anwohner vor Lärm schützen: Weil in diesem Sommer zu den neu geplanten auch einige in den vergangenen beiden Jahren verschobene Konzerte kommen, muss als Kompromiss früher Schluss sein. Dass die Nachbarschaft zwei Sommer lang weitgehend Ruhe hatte, reichte offenbar nicht aus, um wenigstens eine halbe Stunde mehr herauszuholen.

Tanz auf den Straßen – im Wohnviertel

Das ließe sich alles verstehen, wenn nach der Rückkehr in die Innenstadt um kurz vor Mitternacht nicht noch Dutzende Menschen anlässlich eines stadtweiten Straßenfestes ausgelassen zu Livemusik tanzen würden – und zwar direkt vor Wohnhäusern.