Warten wie in der Moskauer Metro

Die Russische Botschaft in Berlin lud zur Pressekonferenz. Ein Bericht.

Hammer und Sichel im Ährenkranz.
Hammer und Sichel im Ährenkranz.Andreas Kopietz

Das Innere der Botschaft der Russischen Föderation Unter den Linden ähnelt einer Moskauer Metro-Station: Wände aus Marmor und Kuppeldecken. Und ein Fußboden aus knarzendem Diplomatenparkett.

Auf den Stehtischen liegen Servietten, gestapelt in den Nationalfarben Weiß, Blau, Rot. Eine Schar von Journalisten wartet auf das Presse-Statement von Dmitri Nikolajewitsch Kosak, dem russischen Unterhändler Moskaus bei den Gesprächen im Normandie-Format, bei dem es um Krieg und Frieden in Europa geht. Vertreter Russlands, der Ukraine, Frankreichs und Deutschlands verhandeln an diesem Donnerstagabend seit Stunden in Berlin über den Ukraine-Konflikt. Das Treffen ist die Fortsetzung der Gespräche vom 26. Januar in Paris.

Das Statement des russischen Vertreters ist für 19 Uhr angesetzt. Der Zeiger rückt weiter an der Uhr des in Bleiglas gefassten Spasski-Turms, der von dessen rotem Stern Strahlenblitze zucken – dem „Erlöserturm“ im Kreml. Die Verhandlungen laufen noch, sagt der außerordentlich freundliche Erste Botschaftssekretär. Danach gebe es dort noch ein Buffet. Dann werde sich Herr Kosak ins Auto setzen und brauche etwa 20 Minuten bis hierher. Vielleicht wolle er dann noch eine rauchen.

An der Wand steht ein Tisch mit einem Kübel Kaffee und einem Kübel Heißwasser für Tee. Außer uns sind an deutschsprachigen Medien noch das ZDF da und das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die anderen Anwesenden kommen überwiegend von sämtlichen in Berlin ansässigen russischsprachigen Medien, von RT bis Interfax und Perwyj.

In den Verhandlungen zur Ukraine geht es hart zur Sache – sogar mitunter recht laut, wie zu erfahren ist. Die Spasski-Turm-Uhr zeigt 22 Uhr. Die Kameras stehen bereit. Die Mikrofone an dem Tisch, an dem der Unterhändler sprechen soll, sind aufgebaut. Der Tisch ist aus poliertem Eichenholz. Darüber die riesigen Kristallglas-Kronleuchter. Am Kuppelgwölbe des Saals haften Hämmer, Sicheln und Sowjetsterne. Das Botschaftsgebäude wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Die Sowjetunion weihte es zum 35. Jahrestag der Oktoberrevolution am 7. November 1952 ein.

Nach neun Stunden sind die Verhandlungen zu Ende. Um 0.03 Uhr erscheint Dmitri Kosak, um mitzuteilen: Es habe kein Ergebnis gegeben.