Warum Berlin Exportmeister für Bomben und Granaten bleibt

Auf dem Sprengplatz Grunewald laufen die Ermittlungen zur Brandursache im August. Im März gibt es Sperrungen der Avus.

Aus der Luft mussten Bundespolizei und Feuerwehr im vergangenen August den Brand im Grunewald bekämpfen. Das Löschen am Boden war wegen der Explosionsgefahr zu gefährlich.
Aus der Luft mussten Bundespolizei und Feuerwehr im vergangenen August den Brand im Grunewald bekämpfen. Das Löschen am Boden war wegen der Explosionsgefahr zu gefährlich.Berliner Zeitung/Markus Wächter

Berlin bleibt Exportmeister von Munition – von alter Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Fast jeden Tag muss die Berliner Polizei irgendwo im Stadtgebiet Fundmunition abholen – meist kleinkalibrige wie Patronen, aber auch Granaten oder gar Fliegerbomben. Sie wird dann zu Sprengplätzen in Brandenburg transportiert. Denn der Sprengplatz Grunewald ist immer noch kaum funktionsfähig.

Der Grund dafür ist der verheerende Großbrand im August vergangenen Jahres. Eine Woche lang tobte dort ein Flammeninferno. Wegen der Explosionsgefahr brauchte die Feuerwehr eine Woche, um zu löschen. Die östlich verlaufende Avus und die Bahnstrecke westlich des Grunewalds blieben tagelang gesperrt.

„Nahezu täglich werden in Berlin Kampfmittel gefunden“, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag im Innenausschuss. „Sie werden, wenn es möglich ist, vor Ort gesprengt oder in Amtshilfe nach Brandenburg gebracht.“ In Ausnahmefällen würden die Funde zur nächsten Notsprengung auf den Sprengplatz Grunewald vorgesehen.

Wie lange Brandenburg, das nach eigenem Bekunden selbst kaum noch Kapazitäten für die Aufnahme von Fundmunition hat, Berlin noch helfen muss, ist unklar. Denn noch immer laufen im Grunewald die Aufräumarbeiten. Als das Großfeuer ausbrach, gingen auch einige dort gelagerte Fliegerbomben hoch. Für Erstaunen sorgte danach die Nachricht, dass zu der Zeit dort die ungewöhnlich hohe Menge von 30 Tonnen Sprengstoff lagerte.

Weitere Sprengungen im März

Laut Slowik wurden inzwischen 5,7 Tonnen durch mehrere Notsprengungen vernichtet. Nach ihren Worten lagern auf dem Areal derzeit noch 4,1 Tonnen Netto-Explosivstoff. Ab Mitte März werde es weitere Sprengungen geben, um die Bestände an Fundmunition zu reduzieren. Bei diesen regelmäßigen Großsprengungen wird stets die Avus zeitweise gesperrt.

Was den Großbrand damals auslöste, ist immer noch nicht klar. Eine erste Explosion gab es im Asservatengebäude, wo unter anderem beschlagnahmtes illegales Feuerwerk aufbewahrt wurde. Das heißt allerdings nicht, dass der Brand in dem Haus ausbrach. Ob das Feuer im Gebäude entstand, ist unklar – ebenso, ob der Brand außerhalb oder innerhalb des Geländes ausbrach. Eine Selbstentzündung wegen der hochsommerlichen Temperaturen ist wohl auszuschließen, das Feuer entstand gegen 3 Uhr nachts.

Die Ermittlungsgruppe Grunewald im Berliner Landeskriminalamt ist mit den Nachforschungen zur Brandursache befasst. Inzwischen hat der TÜV Rheinland den Sprengplatz unter sicherheitstechnischen Aspekten begutachtet. Mitte Februar soll ein entsprechendes Gutachten vorliegen. Auf dessen Grundlage wird derzeit ein neues Sicherheitskonzept für den Sprengplatz, der eine Dienststelle der Polizei ist, erarbeitet. Auch das Bundeskriminalamt und die Bundesanstalt für Materialforschung haben ihre Gutachten abgegeben.

Wann die Ermittlungen zur Brandursache abgeschlossen sein werden, kann Slowik aber nicht sagen.