Warum Bundeskanzlerin Angela Merkel Geschichte ist

Berlin - Als die Bauarbeiten für das Haus der Geschichte in Bonn aufgenommen wurden, hätte niemand viel darauf gesetzt, dass hier einmal eine Kanzlerin sprechen würde, die im Osten aufwuchs. Noch im September 1989 wurden die ersten Spatenstiche für das Museum in Angriff genommen, ein Museum, das Helmut Kohl wollte und förderte.

So, wie er später auch Angela Merkel förderte. Nun, zum 25. Jahrestag der Eröffnung des Hauses 1994, ist es Angela Merkel, die in Kohls altem Museum die Festrede hält. Sie war 1994 schon Ministerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist in diesem Jahr bereits 14 Jahre Kanzlerin des Landes. Das Museum zeigt heute schon ihre Politik in den Ausstellungsräumen, vor allem ihre Flüchtlingspolitik.

Merkel ist längst Teil dieser Geschichte. Deshalb ist es auch nicht so wichtig, was sie an diesem Tag des Jubiläums in Bonn sagt. Interessanter ist, dass die Rede einer Kanzlerin im Museum die Frage aufwirft, ob sie nur Teil der Geschichte – oder tatsächlich selber schon Geschichte ist.

Wahrscheinlich werden ihre Berater sich vor dieser Assoziation gefürchtet haben, als die Anfrage kam, ob die Kanzlerin im Museum reden wolle. Merkel selbst wird das, wenn man sie richtig einschätzt, herzlich egal gewesen sein. Aber selbstverständlich wird sie kein weiteres rundes Jubiläum dieses Museums als Kanzlerin erleben, sondern nur als Teil der Geschichte. Einer Geschichte in Deutschland, von der man gerade nicht so genau weiß, wo sie hinläuft.

Umbruchzeiten, das sind spannende Zeiten für das Bonner Museum. Die Archivare werden jetzt vieles sammeln, um später gut dokumentieren zu können, wie die Ära einer Kanzlerin zu Ende ging. Das dürfte auch Angela Merkel klar sein.