Was soll das denn?! Studie erklärt Berlin zur romantischsten Stadt Deutschlands

Ein neues Ranking listet kurz vorm Valentinstag romantische Städte auf und setzt Berlin auf Platz 1. Doch bei aller Liebe: Wie rosarot kann eine Brille sein?

Stolper- und Verirrpflaster für Verliebte: der Gendarmenmarkt.
Stolper- und Verirrpflaster für Verliebte: der Gendarmenmarkt.Imago

Der Valentinstag steht wieder vor der Tür. Traditionell sind all die Schmuckhersteller, Dessousfabrikanten, Pralinenmanufakturen und Floristenverbände des Landes schon Wochen vor dem 14. Februar am Limit und rühren die Werbetrommel, dass es kracht.

Auffällig ist in diesem Zusammenhang eine neue Studie des Juweliers Diamonds Factory, der all jenen, die einen romantischen Städtetrip zu zweit ins Auge fassen, eine kleine Handreichung bieten will. Ein Ranking der romantischsten Städte Deutschlands – und an der Spitze steht, man glaubt es kaum, Berlin.

Ausgerechnet die deutsche Hauptstadt zur „Stadt der Liebe“ auszurufen, klingt doch einigermaßen bizarr. Man denkt bei Romantik vielleicht an Heidelberg, an Lübeck, vielleicht noch an Potsdam. Aber Berlin? Was ist da passiert?

Für die Studie herangezogen wurden die Anzahl der romantischen Attraktionen der Stadt, die Hochzeitsrate pro 1000 Einwohner, wie viele gut bewertete Restaurants es gibt, sowie die Anzahl der Wahrzeichen. Damit ist die Wahl natürlich schnell erklärt, in der mit Abstand einwohnerstärksten Metropole des Landes gibt es natürlich auch die meisten Restaurants. Nach jüngsten Erhebungen zählt Berlin mehr als 6500 gastronomische Angebote, gefolgt von Hamburg mit 3400 Restaurants.

Gendarmenmarkt und Tiergarten sind „romantische Attraktionen“

Ebenso wenig überrascht es, dass Berlin als Hauptstadt besonders viele Wahrzeichen und Attraktionen zu bieten hat. Am Ende bewertet die Studie Berlin mit 81,57 von 100 Punkten, gefolgt von München (61,74), Düsseldorf (43,12) und Hamburg (40,35 Punkte). Das Schlusslicht der Analyse bilden Duisburg, Ludwigshafen und Krefeld.

Dass Berlin sich als romantischste Stadt durchgesetzt hat, begründen die Studienautoren wie folgt: „Mit der größten Auswahl an Attraktionen und Restaurants gibt es viel zu tun und zu sehen, was deine bessere Hälfte begeistern wird. Die Museumsinsel ist zum Beispiel ein großartiges Kunstwerk und eines der herausragendsten Museumsgebäude in Europa, voller Geschichte, Kunst und Kultur. Eine weitere Sehenswürdigkeit, die man gesehen haben muss, ist das Schloss Charlottenburg, das für seine weitläufigen Gärten und seine üppige Innenausstattung im Barock- und Rokokostil bekannt ist.“

Ganze 355 „romantische Attraktionen“ haben die Autoren ausgemacht, und hier wird es nun richtig absurd. „Ein romantischer Spaziergang im wunderschönen Tiergarten“ wird Verliebten da empfohlen. Nun kann man dem Café am Neuen See an einem schönen Sommertag eine romantische Atmosphäre gar nicht absprechen, aber drumherum müssen die Scheuklappen doch schon sehr groß sein, wenn man die weniger liebreizenden Eigenschaften des Ortes nicht sehen mag.

Scheuklappen auf und durch: ein überfüllter Mülleimer im Großen Tiergarten
Scheuklappen auf und durch: ein überfüllter Mülleimer im Großen Tiergartenimago

Selbst das Bezirksamt sprach in einem Aufruf zu einer Aufräumaktion rund um das Cruisinggebiet am Bremer Weg im vergangenen Herbst von „zertretenen Grünanlagen und achtlos weggeworfenen Hinterlassenschaften“, die zum Teil von den Sexsuchenden stammten und „kein schöner Anblick“ seien. „Sie mindern die Aufenthaltsqualität für alle Menschen, die im Großen Tiergarten Erholung suchen. Für das Straßen- und Grünflächenamt Mitte sind diese Verunreinigungen und die Zerstörungen der Vegetation nur schwer in den Griff zu bekommen. Die dortigen Zustände sind immer wieder Anlass für Beschwerden.“

Romantisch klingt das nun wirklich ganz und gar nicht. Eher fühlt man sich beim Schmökern der Studie an Michael Müller erinnert, der nach sieben Jahren als Regierender Bürgermeister nicht wusste, wie vermüllt die Stadt mittlerweile ist.

Auch der „Bummel über den historischen Gendarmenmarkt“, der in der Studie als „wunderbare Attraktion für einen Berlin-Kurztrip“ empfohlen wird, präsentiert sich seit Oktober 2022 alles andere als beschaulich. Für mehr als zwei Jahre wird der berühmte Platz im Herzen der Stadt im Zuge einer klimagerechten Sanierung zur Großbaustelle. Während der Bauzeit ist „Berlins schönstes Pflaster“ komplett gesperrt, ortsunkundige Touristen verirren sich derzeit zwischen Absperrgittern und Bauzäunen. Ach ja: Seit vergangener Woche werden am Gendarmenmarkt übrigens Bäume gefällt.