Weiterbetrieb Flughafen Berlin-Tegel: SPD-Abgeordneter rührt am Tegel-Tabu

Berlin - Robert Schaddach hat seine Meinung nicht geändert. „Ich stehe zu dem, was ich im Oktober gesagt habe“, bekräftigte der SPD-Abgeordnete, der Grünau und andere Ortsteile im Südosten im Landesparlament vertritt, am Dienstag. Damals hatte der 50-Jährige Aufsehen erregt, weil er sich auf seiner Facebook-Seite dafür ausgesprochen hatte, über einen Weiterbetrieb Tegels nachzudenken.

Schaddach rührte damit an einem Tabu, denn in der SPD gilt als Konsens: Der innerstädtische Flughafen soll auf jeden Fall geschlossen werden. Doch Schaddach hält daran fest: „Es sollte keine Denkverbote geben“, sagte er. Bis heute ist er der einzige Sozialdemokrat, der sich zu Tegel bekennt.

„Nachdenken und reden über das Thema ist sehr wichtig – und auf jeden Fall sollten Änderungen möglich sein“, hatte Schaddach im Oktober bei Facebook geschrieben. 

Auch heute gebe es noch keine umfassende Diskussion über das Problem, das ihn damals bewegt habe, sagte er. „Ich frage mich, ob der BER perspektivisch den Flugverkehr in Berlin bewältigen kann.“ Er habe derzeit nicht den Eindruck, dass die Kapazität des neuen Schönefelder Flughafens langfristig reicht.

Deshalb sei es legitim, sich darüber Gedanken zu machen, ob es in der Hauptstadt-Region einen zweiten Flughafen geben sollte. „Andere Metropolen wie London und Paris haben ebenfalls mehrere Airports“, sagte Robert Schaddach. Ein Standort zusätzlich zum BER könnte zudem dazu beitragen, rund um Schönefeld die Lärmbelastung zu verringern. Davon würde auch der Bezirk Treptow-Köpenick profitieren.

„Wir brauchen eine Diskussion“

Der zweite Flughafen für Berlin müsse sich nicht unbedingt in Tegel befinden, meinte er. Und es könnte auch durchaus sein, dass es ausreicht, den zweiten Flughafen ausschließlich für den Regierungsflugverkehr zu reservieren. Denn auch dies könnte dazu beitragen, den BER zu entlasten. Doch eines sei ihm wichtig: „Wir brauchen eine Diskussion über dieses Thema.“

Robert Schaddach weiß, dass die FDP das Thema Tegel derzeit okkupiert hat. Das mag sein, „aber mir geht es um die Sache“, sagte er. Auch in der Brandenburger Landesregierung gibt es Sympathien für die Idee, Tegel zumindest für den Regierungs- und Business-Verkehr weiterzubetreiben. Im Gegensatz zu dem SPD-Abgeordneten aus dem Südosten Berlins will das dort aber niemand offen aussprechen.