Berlin behält seine Polizisten auf Fahrrädern. Nach dem Ende der Pilotphase werde der Einsatz der Fahrradstaffel fortgesetzt, sagte der Sprecher der Polizeibehörde, Winfried Wenzel, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Damit werden weiterhin 20 Beamte auf Rädern durch die Berliner Innenstadt strampeln und vor allem Radfahrer auf Fehler und Verstöße aufmerksam machen. Sie bremsen aber auch Autofahrer aus, die den Radverkehr behindern oder gefährden.
Weniger Tote und Schwerverletzte bei Radler-Unfällen im Einsatzgebiet der Fahrradstaffel
Die Staffel war 2014 als Modellversuch zwischen Alexanderplatz und Regierungsviertel auf die Straße gerollt. Zunächst blieb die Pilotphase bis Mitte 2017 befristet. Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer hätten ergeben, dass die Polizisten auf Rädern das Unfallgeschehen positiv beeinflussten, heißt es nun zur Begründung der Fortführung.
Bereits Ende Oktober hatten Unfallforscher und Polizei eine positive Zwischenbilanz bei der Drahtesel-Staffel gezogen. Der Modellversuch habe insbesondere zu einem Rückgang von Radler-Unfällen mit Schwerverletzten oder Toten geführt. Gleichzeitig gab es im Vergleichsgebiet ohne Radstaffel, im Norden Neuköllns, eine Zunahme solcher schweren Unfälle um 30 Prozent. 2016 waren in ganz Berlin 17 Radfahrer ums Leben gekommen - das war der höchste Wert der vergangenen Jahre. In diesem Jahr starben bisher drei Radler auf Berlins Straßen.
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Der auf drei Jahre angelegte Modellversuch war vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mitfinanziert worden. Die Anschaffungskosten für Räder, Spezialkleidung und die Unterkünfte kosteten rund 129.000 Euro. 2016 beliefen sich die Betriebskosten - ohne Gehälter - auf rund 34.000 Euro. Auf mehr Stellen vergrößert wird die Staffel aber nicht. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hatte eine Ausweitung auf mindestens 100 Stellen im gesamten Stadtgebiet gefordert.
Zwei Drittel der geahndeten Vergehen werden von Auto- und LKW-Fahrer begangen
Bis Ende vergangenen Jahres ahndeten Rad-Polizisten mehr als 30.000 Ordnungswidrigkeiten. Die wurden allerdings zu rund zwei Dritteln von Auto- und Lkw-Fahrern begangen. Sie hatten zumeist falsch geparkt oder waren gefährlich abgebogen. Radler wurden zum Beispiel gestoppt, wenn sie bei Rot oder ohne Bremse gefahren waren. Rad-Staffeln gibt es auch in anderen Städten, etwa in Hamburg und Köln. Als einzigartig am Berliner Projekt gilt bisher, dass die Polizisten keine weiteren Aufgabenbereiche haben und das ganze Jahr über im Dienst sind.
Das Verkehrsklima in der Hauptstadt ist nach Beobachtungen von Unfallforschern und der Gewaltschutzambulanz in den vergangenen Jahren aggressiver geworden. Das liegt auch an einer gewachsenen Zahl von Radfahrern und einem größeren Verteilungskampf um den Straßenraum. Der rot-rot-grüne Senat will bis Ende des Jahres mit einem Mobilitätsgesetz gegensteuern. (dpa)