Berlin-Absicht war das nicht. Trotzdem passte der Termin, der am Montag auf dem Betriebshof der Potsdamer Straßenbahn stattfand, gut zum Lokführerstreik. Siemens Mobility zeigte dort, dass man im Schienenverkehr ohne Fahrpersonal auskommen kann. Eine Straßenbahn absolvierte dort Demonstrationsfahrten, ohne dass jemand auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte. „Die Bahn funktioniert komplett automatisch“, sagte Daniel Hoepffner von Siemens, der das Projekt leitet. Während autonome Fahrzeuge normalerweise immer noch einen Menschen an Bord haben, der bei Problemen eingreifen kann, ist die Potsdamer Bahn auf dem Gelände des Verkehrsbetriebs Potsdam (ViP) in Babelsberg Süd tatsächlich leer ohne jegliches Personal unterwegs. Eine Weltpremiere, hieß es ohne falsche Bescheidenheit.
Schon bei flüchtigem Hinsehen sieht man, dass das Fahrzeug vom Typ Siemens Combino, das den Namen der Potsdamer Partnerstadt Perugia und die Nummer 400 trägt, etwas Besonderes ist. Auf dem Dach fallen Geräte ins Auge, im Inneren nehmen weitere Apparate sowie Bildschirme Platz weg. Der einstige Combino-Prototyp von 1996 kann sich ohne Fahrpersonal orientieren. Laserscanner, Radargeräte und Kameras liefern die nötigen Daten. Unterwegs können Sender („Baken“) Funkbefehle geben.
2026 soll die Technik marktreif sein
2018 rollte der Roboter auf Rädern erstmals durch Potsdam. Inzwischen konzentrieren sich die Forschungen auf den Betriebshof. „AStriD“, Autonome Straßenbahn im Depot: So heißt das auf drei Jahre ausgelegte Projekt, das vom Bundesverkehrsministerium mit 2,7 Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist ein digitaler Betriebshof, auf dem Betriebs- und Servicefahrten automatisch stattfinden – als erste Stufe des autonomen Fahrens.
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Bis autonome Fahrzeuge reif für den Einsatz auf öffentlichen Straßen sind, dürfte noch viel Zeit vergehen. Dagegen lassen sich auf Privatgelände viele Einflüsse ausschalten, und der erreichte Stand der Technik könnte schon von 2026 an kommerziell vermarktet werden, heißt es bei Siemens Mobility. Vieles von dem Programm, das Straßenbahnen auf Betriebshöfen absolvieren und viel Personal erfordert, wickelt die Test-Tram ohne Menschen ab. Mehrere Routineabläufe, Mission 1.1 bis 3.1 genannt, sind gespeichert.
So kann sich die Technik nach Dienstende selbstständig abrüsten. „Die Bahn legt sich schlafen und sie wacht auch allein wieder auf“, sagte Hoepffner. Nach dem Aufrüsten rollt sie in eine andere Halle, um Bremssand aufzunehmen. Ebenfalls fahrerlos rückt das Fahrzeug in die Waschanlage vor, um dann die Öffnung des Tores zu veranlassen und sich für den Einsatz bereitzustellen. Die Leitstelle könnte mehrere Bahnen überwachen.
Wird irgendwann kein Fahrpersonal mehr benötigt? „Irgendwann werden wir autonome Bahnen brauchen“, sagte der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Es gebe nicht mehr viele Mädchen und Jungen, die Straßenbahnfahrer werden wollen.