Wie Flüchtlinge den Angriff der Security auf den Heimleiter in Karlshorst erlebten

Der Bewohner der Flüchtlingsnotunterkunft an der Treskowallee in Karlshorst klingt noch immer aufgeregt. Er sei dabei gewesen, als es am vergangenen Donnerstagabend zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung im Heim kam, erzählt er am Telefon. Am Ende musste der Heimleiter mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus eingeliefert werden. „Es waren Wachschützer“, sagt der Bewohner. „Sie haben ihm einen großen metallenen Aschenbecher ins Gesicht geschmissen.“

Dass die Gewalt von den Sicherheitsleuten ausgegangen sei, behauptet auch der Träger des Heims. Damit stehen nun ein weiteres Mal Beschäftigte einer Sicherheitsfirma unter Verdacht, Gewalt in eine Einrichtung zu tragen, die sie eigentlich beschützen sollen.

Operation nach Schädelbruch

Der Heimleiter liegt immer noch im Krankenhaus, sein Schädel ist gebrochen, die Nase ebenfalls. Er wurde operiert. Die Polizei sagt, sie habe ihn noch nicht vernehmen können.

An der Treskowallee leben derzeit 200 Menschen in einer Turnhalle der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Träger der Einrichtung ist die Sozdia-Stiftung von Michael Heinisch. Der Diakon hatte in Lichtenberg nach der Wende zwischen rechten und linken Jugendlichen vermittelt, er ist mehrfacher Bundesverdienstkreuzträger und saß lange für die Grünen im Lichtenberger Bezirksparlament. Nachdem zunächst der Wachschutz das Heim ganz alleine geleitet hatte, hatte die Stiftung die Leitung im November 2015 übernommen, die Bewohner sind allesamt männlich und stammen mehrheitlich aus Syrien, Afghanistan, Irak und Libanon.

Verletzter Heimleiter: "Ich war sehr erschrocken"

Der verletzte Heimleiter konnte auch von der Berliner Zeitung noch nicht befragt werden. Seine Mitarbeiter übermittelten schriftlich, wie er die Lage in seinem Heim einschätzt: „Seit ich in der Notunterkunft arbeite, hatte ich nie das Gefühl, dass ich einen sich anbahnenden Konflikt unter Flüchtlingen nicht selbst deeskalieren konnte. Ich war sehr erschrocken darüber, wie am Donnerstagabend gezielt eine Eskalation durch einige Sicherheitsmitarbeiter vorangetrieben wurde. Großen Respekt haben ich vor vielen Flüchtlingen die in dieser Situation die Rolle der Security übernommen haben und versucht haben beide Seiten zu beruhigen.“

Der Heimbewohner am Telefon erzählt, dass es zu dem Konflikt kam, als ein angetrunkener Bewohner in der Nähe von Wachschutzmitarbeitern Fotos machen wollte. „Sie wollten das nicht, dann haben sie ihn mit nach draußen genommen. Als ich dazukam, haben vier Security-Mitarbeiter auf ihn eingeschlagen. Seine Freunde wollten ihm helfen. Ich wollte die Polizei rufen. Da wurden die Wachschützer noch saurer“, sagt er. Sie hätten angefangen mit Gegenständen zu werfen. „Alles was am Boden lag, Steine, Holz, große Sachen“, sagt er. Irgendwann hätten er und der Heimleiter mittendrin gestanden.

Mario Czaja, Senator für Gesundheit und Soziales, nahm am Dienstag Stellung zu den Vorgängen in der Treskowallee: „Ich verurteile den Angriff auf den Mitarbeiter ausdrücklich und wünsche dem Heimleiter gute Besserung.“ Er gehe davon aus, dass es hier eine strafrechtliche Untersuchung des Vorfalls geben werde. „Außerdem muss der Betreiber umgehend die Grundlagen einer weiteren Zusammenarbeit mit seinem Dienstleister klären.“

Hartmut Noll, Geschäftsführer des betroffenen Sicherheitsunternehmens ASK Sicherheitsdienste GmbH will erst am Montag von dem Vorfall erfahren haben. Man wolle sich jetzt erst einmal ein Bild machen. Klar sei aber: „Wer Gewalt gegenüber Flüchtlingen anwendet“, sagt Noll, „gegen den wird arbeitsrechtlich in scharfer Form vorgegangen werden.“