„Wir halten Berlin für eine sichere Reisedestination“

Berlin doesn’t love you? Gerüchten zufolge will Berlins Tourismusagentur nicht mehr für Berlin werben, um die Besucherzahlen in Corona-Zeiten unten zu halten. Das stimmt aber nicht. Ein Interview mit dem Geschäftsführer von visitBerlin.

Reisen in Corona-Zeiten ist schwer, aber möglich: Touristen vor dem Brandenburger Tor.
Reisen in Corona-Zeiten ist schwer, aber möglich: Touristen vor dem Brandenburger Tor.dpa/Annette Riedl

Berlin-Der „Tagesspiegel“ meldet im Checkpoint vom 7. Oktober 2020, dass visitBerlin nicht mehr für Berlin als Reiseziel werben wolle. Im Gespräch erklärt Burkhard Kieker, der Geschäftsführer von visitBerlin, ob das stimmt.

Berliner Zeitung: Herr Kieker, der Tagesspiegel meldet heute: „Gestern kündigten nun auch noch Berlins oberste Touristenwerber von Visit Berlin an, bis auf Weiteres keine Touristen mehr werben zu wollen.“ Ist diese Meldung korrekt?

Burkhard Kieker: Das ist eine Fehlinformation beziehungsweise nur zehn Prozent der Wahrheit. Es gab für Berlin eine Radiowerbekampagne in Süddeutschland. Es ging darum, die Hörerinnen und Hörer zu begeistern, den Herbst entspannt in Berlin zu verbringen. Zwischenzeitlich kam es zu gesteigerten Infektionszahlen in Berlin. Wir wollten nicht, dass unsere Radiowerbung vor den Nachrichten geschaltet wird, in denen es um die Berliner Infektionsgefahr geht. Das wäre zynisch und passt nicht zusammen. Deswegen haben wir die Radiowerbung ausgesetzt. Aber es ging ganz konkret um diese Kampagne und nur um diesen Zusammenhang. Wir werben trotzdem weiterhin um Touristen, die Berlin besuchen sollen. VisitBerlin sendet auf weiteren Kanälen, nur sollte die Werbung nicht im falschen Kontext erscheinen.

Berlin ist sicher?

Wir halten Berlin für eine sichere Reisedestination, wenn man sich an die Corona-Regeln hält. Man muss ja als Tourist nicht in der Hasenheide feiern. Wir haben Besucher, wir haben weiterhin Buchungen. Man sollte den Kopf nicht in den Sand stecken. Es gibt natürlich auch viele Stornierungen. Alles in allem muss man aber festhalten: Wir begrüßen, auch wenn das widersinnig scheinen mag, die Corona-Beschlüsse des Senats vom Dienstag. Berlin sollte für zwei bis drei Wochen in einen Heilschlaf versetzt werden. München hatte vor drei Wochen eine ähnliche Situation und hat durch konsequente Maßnahmen die Situation wieder in den Griff bekommen.

Ähnliches könnte in Berlin funktionieren?

Ja. Eine Senkung der Infektionszahlen ist die Grundlage, um im touristischen Bereich wieder erfolgreich zu sein. Dennoch ist Berlin auch unter den gegebenen Umständen ein sicheres Reiseziel, wenn man sich an die Regeln hält. Es gibt ja nach wie vor Touristen, die uns besuchen. Eine große Mehrheit der Hotels, Restaurants, Museen hält sich strikt an die Corona-Regeln. Es gibt natürlich schwarze Schafe unter den Gastronomen. Man muss aber auch festhalten: In Berlin hat lange Zeit eine mangelhafte Kontrolle geherrscht. Bei 19.000 Kneipen ist es einfach schwierig, die Corona-Maßnahmen zu kontrollieren. Die Sperrstunde könnte die Menschen wieder zur Besinnung bringen.

Burkhard Kieker ist der Geschäftsführer der Berliner Tourismusagentur visitBerlin. Seit 2009 leitet Burkhard Kieker die Berlin Tourismus & Kongress GmbH, die Dachorganisation von visitBerlin.