Es ist derselbe, keine Frage. Derselbe Mitarbeiter des Reisezentrums, bei dem ich kürzlich Tickets kaufte. Als ich mich an jenem Tag dem Schalter näherte, raunte die Frau, die vor mir dran war: „Ich hoffe, Sie haben Zeit mitgebracht.“ Nicht boshaft, einfach als Vorbereitung auf das, was nun folgte.
Der Mann hinter der Plexiglasscheibe ist jung und rundlich. Er hat Augen wie braune Schokolinsen, mit denen er mich, nachdem er die Gegenstände und Papiere auf seinem Schreibtisch geordnet hat, freundlich und eifrig ansieht. „Sie wünschen?“, fragt er.
Ich habe drei zu planende Reisen dabei. Nachdem ich den Zielort und die Anzahl der Personen der ersten genannte habe, vergewissert er sich durch Wiederholen meiner Angaben, fragt nach einer Bahncard und wo wir sitzen wollen. Dann beginnt er sehr langsam zu tippen. Er erinnert mich an das Faultier in dem Film „Zoomania“ und ich bin froh über das Glucksen, dass sich meine Kehle hochkämpft. Es ist eine Waffe gegen die aufkeimende Ungeduld. Wenn er dieses Tempo beibehält, verpasse ich meinen Zug in zwei Wochen.
Er schwenkt den Bildschirm zu mir und zeigt mit seinem Stift auf freie Plätze. Ich wähle und sage artig: „sehr schön, perfekt“. Er druckt die Verbindung aus und greift mit einer zärtlichen Bewegung zu seinem Textmarker. An den erinnere ich mich. Gleich wird er ihn in der Hand halten wie einen Hamster oder ein anderes sehr kleines Haustier. Und genau das tut er.
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Dann markiert er die Preise schnurgerade und mit Genuss, es fehlt nur ein Seufzen, und schreibt mit einem anderen Stift die Kosten für die Reservierungen daneben. Natürlich aufgedröselt, nicht in der Summe. Er liest mir alles vor, langsam und deutlich und legt mir das Papier zur Überprüfung hin. Seine Sorgfalt würdigend, studiere ich die natürlich korrekten Daten und bestätige alles. Es folgt der Auftritt des Tackers. Klick macht es und auch in meinem Kopf. Wo erlebt man diese Hingabe noch? Vor allem wenn es um so etwas Banales wie das Ausstellen einer Fahrkarte geht?
Ich beschließe, Zeit zu haben und mich an jedem seiner Handgriffe und Sätze zu erfreuen. Denn er wird mich auch während der nächsten beiden Buchungen fragen, ob zum betreffenden Zeitpunkt eine Bahncard vorhanden sei, wie alt das Kind dann ist und wo wir sitzen wollen. Was sich nie ändern wird: Ob jemand lahm ist oder langsam, ist eine Frage der Perspektive. Die Leute in der Schlange hinter mir sehen das offensichtlich genauso. Niemand murrt.