Wohnungsnot: Berlin plant Microwohnungen für Studenten

Berlin - Eine opulente Altbauwohnung, Dielen, Wohnküche für gemeinsame Kochabende – das einst klassische Modell des studentischen Wohnens bröckelt. Der Trend geht zu den eigenen vier Wänden, so klein sie auch sein mögen. Die immer stärker nachgefragte Alternative zur WG heißt Microwohnen.

Die Entwicklung ist aus der Not heraus geboren, denn WG-Zimmer sind auf dem Wohnungsmarkt längst nicht mehr von heute auf morgen und vor allem nicht günstig zu haben. Es gehe weniger um klein als um bezahlbar, heißt es dazu beim Gewos-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. Während es in den 1990er-Jahren in Berlin ein Überangebot an Wohnungen gab, habe vor vier Jahren eine Entwicklung eingesetzt, deren Ende heute noch nicht absehbar sei.

Niedrige Ansprüche

Die Realitäten auf dem Wohnungsmarkt lassen die Ansprüche sinken: Ein Blick ins Portal „wg-gesucht“ erklärt, warum: Ein 16-Quadratmeter-Zimmer in einer Neuköllner 3er-WG steht für 350 Euro im Angebot, 19 Quadratmeter am Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg kosten 650 Euro. In Lichtenberg, nahe der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), kostet ein 22-Quadratmeter-Raum aktuell 400 Euro. Die aufgerufenen Preise relativieren die Kosten für Microwohnungen und Wohnheime. Im Q 216, einem zum Apartmenthaus umgebauten früheren DDR-Bürogebäude an der Frankfurter Allee in Lichtenberg mit bislang über 400 Wohnungen in Einheitsgröße von 35 Quadratmetern und zu einer Miete von 427 Euro, entstehen zum 1. Dezember 23 neue Loft-Wohnungen, zwischen 22 und 45 Quadratmeter groß. Die Gesamtmiete: zwischen 365 und 665 Euro. Im exklusiveren „The Fizz“ in der Köpenicker Straße – Motto: „Living cum laude“ – starten 21 Quadratmeter bei 500 Euro. Neben der zwar schmucklosen, aber voll möblierten Einheit, in der Nägel einschlagen wegen der Leichtbauwände verboten ist, lockt das Apartmenthaus mit zentraler Lage in Kreuzberg, Concierge und Beamer für gemeinsame Film- und Fußballabende.

Für den Durchschnittsstudenten darf es etwas bodenständiger sein. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Berlinovo und die HTW haben 8500 Studenten gefragt, wie sie wohnen wollen. Klare Präferenzen: die eigenen vier Wände, schlicht, möglichst innerstädtisch, mit gutem Anschluss an den Nahverkehr. Für günstige Mieten, schnelles Internet und sicheres Abstellen ihrer Fahrräder würden die meisten auf Wohnfläche verzichten.

Im April 2013 hatte der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) 5000 neue Studentenwohnungen angekündigt, das Ergebnis ist bislang dürftig – obwohl das Land Berlin bei der Versorgungsquote mit öffentlich gefördertem studentischen Wohnraum bundesweit den letzten Platz belegt. Die Lücke füllen bislang vor allem private Anbieter, zu teils hohen Mietpreisen. Für den Neubau von Studentenapartments warb etwa der Anbieter Studio B Anleger mit „einem höchst interessanten Immobilien-Markt mit ungebrochen hohem Wachstumspotenzial“.

Der Markt soll nicht mehr nur den privaten Anbietern überlassen bleiben. Berlinovo plant den Bau von 2500 Studentenapartments, die ersten Objekte in modularer Bauweise in der Storkower Straße in Lichtenberg sollen im kommenden Sommer bezogen werden. Für 16 Quadratmeter einschließlich separatem Bad kalkuliert Berlinovo mit einer Monatsmiete von 315 Euro einschließlich aller Nebenkosten.