Zoologischer Garten Berlin: Bis zu Knut in den Himmel
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Mehrere Besucher sind am Sonntag wegen eines Tieres in den Zoo bekommen, das bereits tot ist. Vor einem Jahr, am 19. März 2011, war Eisbär Knut im Alter von nur vier Jahren plötzlich in seinem Gehege gestorben. Er zuckte, drehte sich im Kreis, stürzte ins Wasser und ertrank. Pathologen hatten einen Virus als Todesursache festgestellt.
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Es sind vor allem Frauen jenseits der 50, die ein Jahr danach noch immer um das Tier und seinen Tierpfleger Thomas Dörflein trauern, der 2008 plötzlich verstorben war. Die Knut-Fans hatten sich bereits am Sonntag im Zoo und an einem privaten Ort zum Gedenken verabredet, wollten sich aber zusätzlich am Montag, dem 1. Todestag von Knut, am Eisbärengehege treffen. „Knuti, Du bleibst in unseren Herzen“, stand auf einer Trauerkarte am Gehege.
„Seit Dörflein weg ist, geht es den Tieren nicht mehr gut"
Doch wer sich mit den Knut-Fans unterhielt, konnte feststellen, dass es ihnen um mehr als Trauer geht. Sie kritisieren die Geschäftsführung um den Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz, die sie für den Tod des Eisbären verantwortlich machen. Und sie schimpfen darüber, wie die Tiere im Zoo untergebracht sind. „Niemand beschäftigt sich mit den Eisbären, sie sind unbeschäftigt und werden schlecht gehalten“, sagt Margrit Löhn aus Tempelhof, die am Sonntag in den Zoo gekommen ist. Die umstehenden Frauen nicken. „Seit Thomas Dörflein weg ist, geht es den Tieren nicht mehr gut. Sie werden nicht gepflegt.“ Wieder nicken alle. „Die Fans sind sauer und verärgert“, sagt Karin Gude-Kohl, eine 68-Jährige aus Britz.
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Um ihren Hals trägt sie ein rotes Herz aus Pappe, auf dem „Knut“ steht. Auf die Hecke am Gehege legt sie eine selbstgestaltete Traueranzeige: „Wenn die Tränen der Fans eine Leiter wären, würde diese bis zu Knut in den Himmel reichen“. Die Fans kritisieren, dass Zoomitarbeiter Blumen und Trauerbekundungen schnell wegräumen, weil der Zoochef so etwas nicht möge. „So geht man doch nicht mit den Fans um“, sagt Gude-Kohl. „Sie haben dem Zoo sehr viel Geld eingebracht.“
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Der Ärger spitzte sich schon am vergangenen Freitag zu, als bekannt wurde, dass die Zooleitung der Gemeinschaft der Förderer von Tierpark und Zoo Berlin nicht erlauben wollte, am Sonntag einen Stand mit Knut-Artikeln aufzustellen. Das bestätigte dessen Vorsitzender Thomas Ziolko. Später revidierte die Leitung des Zoos ihre Entscheidung, und es blieb bei der Drohung.
Der Zoo hat keine Veranstaltungen geplant
Offensichtlich lehnt die Zooleitung jeglichen Rummel um Knut ab, erst recht, wenn die Trauerbekundungen gleich zwei Tage dauern sollen und einen Tag vor Knuts regulärem Todestag beginnen. „Der Sonntag ist für uns ein ganz normaler Tag“, sagt Bärenkurator Heiner Klös. Der Zoo habe keine Veranstaltungen geplant. Dennoch will der Zoo an sein berühmtestes Tier erinnern. Vor wenigen Tagen hatte die Stiftung Hauptstadtzoos eine Gedenkmünze mit Knut vorgestellt. Im Sommer soll das Denkmal „Knut – Der Träumer“ des Bildhauers Josef Tabachnyk vor dem Gehege aufgestellt werden. Es soll dann auch kleine Abgüsse des Denkmal-Motivs als Porzellanbären geben.
Tierschützer kritisieren die Pläne. Der Zoo versuche, „selbst noch den toten Knut zu vermarkten“, sagt der Präsident des Berliner Tierschutzvereins, Wolfgang Apel. Die Tierrechtsorganisation Endzoo erklärte Knuts Todestag zum „Tag zur Abschaffung der Zoo-Gefangenschaft.“ Das Naturkundemuseum will den toten Eisbären im Laufe der kommenden Jahre als präpariertes Tier ausstellen. Solange liegen Fell und Skelett in einer Kühlbox.