Berlin - Bald stehen in Berlin Abiturprüfungen an. Auffällig ist, dass stets Privatschüler besonders gute Abitur-Notenschnitte erreichten. An der Berlin Cosmopolitan School in Mitte erzielten die Abiturienten zuletzt die durchschnittliche Traumnote von 1,4 und waren damit deutlich besser als jedes staatliche Berliner Gymnasium. Das scheint der Bildungsverwaltung gar nicht zu gefallen.
Dort gab es nach Informationen der Berliner Zeitung weitgereifte Pläne, die Abiturdaten aller Schulen aufwendige zu analysieren und dabei auch die Leistungen der Privatschulen stärker zu berücksichtigen. Doch in letzter Minute hat die Bildungsverwaltung von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) dieses Vorhaben fallen gelassen. „Es wird keine Abiturdatenerfassung bei Schulen in freier Trägerschaft geben“, sagte Scheeres Sprecherin Beate Stoffers. „Unsere Qualitätsanstrengungen richten sich zunächst auf öffentliche Schulen.“
Die besseren Noten werden einfach verrechnet
Im jährlichen Abitur-Bericht des Institutes für Schulqualität tauchen die Privatschulen bisher nur am Rande auf, die besseren Noten dort werden mit denen an den staatlichen Oberschulen einfach verrechnet. Leiter von Privatschulen munkeln nun, dass die Bildungsverwaltung einen deutlichen Leistungsvergleich zwischen staatlichen und privaten Schulen vermeiden wollte.
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Allerdings sind die Bedingungen an den Privatschulen oft ganz andere als an öffentlichen Schulen. Die dortigen Schüler kommen meist aus bildungsbürgerlichen Elternhäusern, sind also zu Hause von frühester Kindheit an besonders gefördert worden. Zudem erheben diese freie Schulen auch Schulgeld, sind somit exklusiv. Kinder aus ärmeren Familien finden sich dort weniger häufig. Der Migrantenanteil liegt deutlich unter dem Durchschnittswert der öffentlichen Berliner Schulen. Dort spricht bereits mehr als jeder dritte Schüler zu Hause eine andere Sprache als Deutsch.
Es gebe gute Nachhilfeangebote
Yvonne Wende, Leiterin der Cosmopolitan School, betont, dass es bei der Notenvergabe an ihrer Schule mit rechten Dingen zugeht. „Den Prüfungsvorsitz im Abitur haben bei uns häufig Fachlehrer aus staatlichen Schulen“, sagt sie. Schon alleine, weil viele ihrer Lehrer aus dem Ausland kommen und nicht prüfungsberechtigt sind. Für ihre Schule würden die kleineren Klassen sprechen. Grundschule und weiterführende Schule seien unter einem Dach und es gebe gute Nachhilfeangebote. „Da fangen Schüler nicht erst in der Jahrgangsstufe 11 an zu lernen.“
In einem Rundschreiben vom 12. März hat die Bildungsverwaltung die Privatschulen nun wieder gebeten, ihre Abiturnoten zu melden. Freiwillig. Nur so könne der Notenschnitt wenigstens auf den Schulporträt-Seiten im Internet eingetragen werden. Viel mehr will die Verwaltung von den Privatschulen aber nicht wissen.