Zu klein für den Riegel an der Haustür

Normalerweise klappt die Müllabfuhr im Haus unseres Autors. Aber eben nicht immer.

Plastikmüll wird in einer Gelben Tonne entsorgt – wenn denn noch Platz ist.
Plastikmüll wird in einer Gelben Tonne entsorgt – wenn denn noch Platz ist.imago/Schöning

Im Zwei-Wochen-Rhythmus wird die Plastikmülltonne des Hauses geleert. Der Turnus ist recht großzügig bemessen, denn der Deckel entfernt sich immer weiter von der Tonne, je näher der Abholtermin rückt. Manch ein Nachbar meinte, das sei ein Phänomen der Corona-Zeit mit Lockdowns und Homeoffice, weil mehr Anwesende eben auch mehr Müll verursachen würden.

Inzwischen sind wieder zahlreiche Leute an ihre gewohnten Arbeitsplätze zurückgekehrt, spürbare Auswirkungen auf die Müllsituation hat das bislang nicht. Entsprechend spitzt sich die Lage dramatisch zu, wenn der Entsorger nicht kommt.

Unser Entsorger des Plastikabfalls hat im Bezirk praktisch ein Monopol inne. Für die Kunden ist das eine blöde Situation, fehlt doch bei schlechtem Service das Druckmittel, zu einem Konkurrenten wechseln zu können. Eben dann, wenn der Müll nicht abgeholt wird. Die Dame an der Hotline war sehr freundlich und verständnisvoll, als sie von der ausgebliebenen Leerung erfuhr.

Ein Grund für die ausgefallene Abholung war noch nicht eingetragen worden. Sie wolle veranlassen, dass der Müll an einem der Folgetage abgeholt werde, ganz bestimmt, noch in der gleichen Woche. Mysteriös war die Lage, weil die Tonne schon im Hausflur stand, irgendjemand also Hand angelegt haben musste. Eine Woche später blieb der Deckel der Tonne einfach aufgeklappt, es ging gar nicht mehr anders und war auch deshalb suboptimal, weil im Keller gerade erst ein durch Ratten verursachter Schaden behoben wurde. Man muss es den Tieren ja nicht leichter machen als nötig.

Bei dem Unternehmen reagierten sie wieder freundlich und verständnisvoll, die Zwischenabholung habe wohl nicht geklappt. Dafür gebe es mittlerweile eine Begründung für die Vorwoche: Bevor der Abfuhrwagen anrollt, holt ein Mitarbeiter die Tonnen aus den Höfen und stellt sie auf den Gehweg. Dieser sogenannte Raussteller sei offenbar von geringer Körpergröße gewesen, denn er sei nicht an den oberen Türriegel gelangt, mit dem sich die Flügeltür öffnen lässt.

Als zum nächsten regulären Abholtermin, also nach insgesamt vier Wochen, der Müllwagen vorfährt, liegen Straße und Gehweg schon voller Plastikmüll, der beim Rausstellen aus der geöffneten Tonne gefallen ist. Der Fahrer hält auf eine Tüte zu und brettert sie platt. Eine Nachbarin, die gerade das Haus verlässt, sammelt ein paar Tüten ein und wirft sie in die Tonne, woraufhin sich einer der Müllmänner ertappt fühlt und alibimäßig auch eine Tüte aufsammelt. Dann grinst er seinen Kollegen an, lässt den Rest liegen und geht zum nächsten Haus.