Zum Kotzen: Das erste Musical über Magersucht
Abnehmen ist die Krankheit unserer Zeit. Magersucht – die Berlinerin Elisabeth Pape schrieb darüber eindrucksvoll. Jetzt ist ihr Werk als Musical auf der Bühne.

Sechs Kloschüsseln auf der Bühne mahnen – die Krankheit Magersucht ist Thema des Musicals „Das Mädchen mit der Pringles Dose“. Studierende der Universität der Künste (UdK) in Charlottenburg führen es jetzt auf, Mitstudentin Elisabeth Pape hat das Stück vom zwanghaften Erbrechen und Abnehmen geschrieben.
Mit Sätzen wie „Je dünner man wird, desto kränker wird auch der Kopf“ gibt die 26-jährige Autorin aus dem Studiengang Szenisches Schreiben Einblicke in die Realität der Erkrankten. Elisabeth Pape beschreibt, wie sie sich in einer Klinik gegenseitig erzählen, was ihren Alltag jahrelang bestimmte. „Ohne einen Laut konnte ich alles wieder hochwürgen.“
In dem Leiden, das besonders junge Menschen betrifft, geht es darum, möglichst dünn zu sein. Elisabeth Pape beobachtet, was mit dem Aussehen verbunden wird. „Alle posten ständig Fotos von sich in den Sozialen Netzwerken.“ Es gehe um Kontrolle, „des eigenen Körpers, des Aussehens.“ Ein Wettlauf, „wer dünn und durchtrainiert ist, scheint automatisch erfolgreicher zu sein“.
Junge Leute machen sich Druck
Als UdK-Professor Mathias Noack den Text zum ersten Mal las, „fand ich ihn sofort klasse. Ich sehe auch, wie junge Leute sich mit ihrem Aussehen gegenseitig Druck machen.“ Unter seiner Regie entstand das Musical mit den Studierenden des 2. Jahrgangs. Darin heißt es in Hits wie „Beautiful“ von Pop-Ikone Christina Aguilera: „Du bist wunderschön, ganz egal was sie sagen.“
Sich so anzunehmen, wie man ist, wie schwierig ist das. Elisabeth Pape kennt das Seelennagen selbst so sehr. „Man kann immer einen Fehler an sich entdecken. Das geht auf Kosten der Lebensqualität.“
Der Druck, gut zu sein, zieht und zerrt auch an ihr. Ohne finanzielle Unterstützung finanziert die in Steglitz Aufgewachsene ihren Lebensunterhalt selbst. Anfangs an der Kinokasse, heute mit schriftstellerischen Aufträgen. So ist sie ab August Stadtschreiberin beim Blog Berlin Stories des StudierendenWERKS Berlin.
Perfektion ist nicht gleich Glück
Eine Hoffnung ist für sie, dass Zuschauerinnen und Zuschauer Kraft schöpfen könnten aus ihrem Stück. „Vielleicht ist es ein Beginn, über sich selbst und die eigenen, vielleicht festgefahrenen und ungesunden Essgewohnheiten nachzudenken.“ Denn Perfektion ist nicht gleich Glück.
Das Mädchen mit der Pringles Dose. UNI.T – Theater der UdK Berlin, Fasanenstr. 1 B, 10623 Berlin-Charlottenburg; 13., 14., 15., 20., 21., 22. Mai, jeweils 19.30 Uhr; Eintritt: 12 Euro, erm. 6 Euro