Zusammenarbeit Berlin-Brandenburg: Über die Zusammenarbeit zwischen Hauptstadt und Nachbarland

Um es gleich zu sagen: Eine Fusion von Berlin und Brandenburg wird es nicht geben. Diese Chance wurde 1996 vertan, als nicht ausreichend vernünftige Argumente und warme Gefühle für eine Länder-Ehe zusammenkamen. Das hat sich bis heute nicht geändert – und das ist auch ganz in Ordnung.

Berlin und Brandenburg haben komplett unterschiedliche Strukturen, die sich in den vergangenen 13 Jahren eher noch verstetigt haben: hier die große Stadt, die so gerne in einem Atemzug mit den Metropolen der Welt genannt werden möchte, dort das Flächenland mit seinem Werbeslogan „Es kann so einfach sein“. Der Spruch ist nur als Abgrenzung zum vermeintlichen Moloch in der eigenen Mitte zu verstehen.

Zwar gibt es an den Übergängen zwischen Stadt und Land selbstverständlich Überschneidungen. So wohnen im Speckgürtel mittlerweile rund 1,5 Millionen Brandenburger – das ist etwa jeder Zweite. Dennoch lebt es sich auch dort völlig anders als in Berlin. Und würde man im Speckgürtel eine Umfrage starten, dürfte die Meinung eindeutig sein: Wir wollen es hier gar nicht so haben wie in Berlin. Schließlich sind es vielfach Berliner, die rausgezogen sind.

Pendlerstrom auch ein ökologisches Problem

Diese Unterschiede zu erhalten, ist wichtig für das Selbstverständnis und die Zukunft beider Bundesländer. Und es ist möglich. Zwar wächst Berlin nach langem Niedergang seit einigen Jahren wieder – sowohl wirtschaftlich als auch an Bevölkerung. Doch ist die Stadt flächenmäßig so groß, dass es genügend eigenes Entwicklungspotenzial gibt – man muss es aber auch nutzen, in dem man verdichtet. Ohnehin spricht vieles dafür, dass die 4-Millionen-Marke erst im Jahr 2035 erreicht wird. Wenn überhaupt.

Eine weitere Zerfaserung und Zersiedlung des Umlandes wäre vor diesem Hintergrund fatal, wären doch die Kosten für die Infrastruktur, die das Siedlungsgebiet mit der Stadt verbinden muss, horrend. Schon jetzt ist der tägliche Pendlerstrom nicht zuletzt auch ein ökologisches Problem.

Für Brandenburg kann es auf absehbare Zeit nur darum gehen, die wenigen Groß- und Mittelstädte zu fördern und zu stärken. Dasselbe gilt für die Gemeinden und Regionen entlang der Bahnstrecken und Autobahnen von und nach Berlin. Dünn besiedelte Regionen oder auch „Städte der zweiten Reihe“ entwickeln gerade daraus eine eigene Attraktivität, dass es sich dort eben ganz anders leben lässt, „so einfach“ eben.

Der Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion

Dennoch müssen Berlin und Brandenburg noch enger zusammenarbeiten als bisher. Wichtig ist dabei natürlich vor allem der Ausbau von Bahnverbindungen in der Metropolregion. Es ist ein großes Versäumnis von Politik und Verwaltungen, dass Pendler vielfach immer noch auf ihr privates Auto angewiesen sind, weil das öffentliche Angebot nicht genug taugt. Es ist deswegen richtig, dass unter anderem die stark frequentierten Regionalbahnlinien R1, R2 und R7 verstärkt werden: längere Züge und engere Takte sind beschlossen, jetzt müssen sie auch fahren. Doch es braucht auch den weiteren Ausbau des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs. Die S-Bahn-Verbindungen nach Rangsdorf, Falkensee und Velten gehören ebenso wieder auf den Tisch wie die Wiederbelebung der Stammbahn zwischen Potsdamer Platz und Potsdam. 

Die Zusammenarbeit betrifft auch den so nachhaltig in die Grütze gefahrenen BER, das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region. Das Beispiel des Flughafens, der hoffentlich Ende kommenden Jahres endlich eröffnet werden kann, ist ohnehin ein Sonderfall. Er wird nämlich, so die Prognose, die Gemeinde Schönefeld in den kommenden Jahren und Jahrzehnten boomen und aus ihren bisherigen Nähten platzen lassen. Vielleicht ist dort – aber dann auch nur dort – eine (teure) Verlängerung des Berliner U-Bahnnetzes nach Brandenburg vernünftig.

Bei all diesen Themen kann der Entwurf des Landesentwicklungsplans Hauptstadtregion, den Senat und Landesregierung bei ihrer gemeinsamen Sitzung am Dienstag beschlossen haben, ein nützliches Instrument sein. Das Gerüst steht – jetzt muss es sich als tragfähig für die nächsten Jahre und Jahrzehnten erweisen.