Ministerpräsident: "In der Nähe von Größenwahn": Stolpe spricht sich gegen Großflughafen aus

POTSDAM/BERLIN, 6. September. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat erstmals öffentlich den Ausbau des Flughafens Schönefeld zum Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) in Frage gestellt. "Ich habe das Wort Großflughafen nie in den Mund genommen. Ein solcher Begriff ist meiner Meinung nach in der Nähe von Größenwahn angesiedelt", sagte Stolpe bereits am Sonnabend im Potsdamer Stadtfernsehen. Nach seiner Ansicht solle in Schönefeld lediglich ein Flughafen mit innerdeutschen und europäischen Verbindungen entstehen, der nur begrenzt Interkontinental-Flüge nach Nordamerika und Südostasien anbietet. "Mit einem internationalen Luftkreuz wie in Frankfurt am Main kann die Region nicht konkurrieren", sagte Stolpe. "Das ist Auffassung der brandenburgischen Landesregierung", bestätigte Regierungssprecher Manfred Füger am Donnerstag Stolpes Äußerungen.Der Ministerpräsident distanziert sich damit deutlich vom Konsensbeschluss von 1996. Damals hatten Berlin, Brandenburg und der Bund vereinbart, den gesamten Luftverkehr der Region in Schönefeld zu konzentrieren und den dortigen Airport zum Großflughafen Berlin Brandenburg auszubauen. In den vergangenen Wochen hat das Projekt erhebliche Rückschläge erhalten: Das brandenburgische Oberverwaltungsgericht kippte den Passus in der Landesplanung, der sich eindeutig auf den Standort Schönefeld festlegte - wegen gravierender Verfahrensmängel. Und das Bieter-Konsortium aus IVG und Hochtief legte mit rund 50 Millionen Mark ein für alle Beteiligten überraschend niedriges Angebot vor, um die Flughafen-Holding zu übernehmen. Der Berliner Senat hält dagegen weiter am Ausbau von Schönefeld fest. Dies sei "das zentrale Wirtschaftsprojekt der Zukunft" in Berlin, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag. Daran werde "nicht gerüttelt". (mak., pn.)Kommentar Seite 4, Brandenburg Seite 30