Mordbefehle kamen direkt von Präsident Botha: Südafrika: 212 Jahre Haft für Apartheid-Killer de Kock
Eugene de Kock, früherer Kommandeur eines südafrikanischen Terrorkommandos, ist gestern in Pretoria wegen sechs Morde und 83 weiterer Verbrechen zu 212 Jahren Haft verurteilt worden. Ein "kaltblütiger Killer" sei der Angeklagte, sagte Richter Willem van der Merwe, als er gestern in Pretoria das Urteil verkündete: 212 Jahre Haft, dabei zweimal lebenslänglich - mehr noch, als die Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Die Argumentation der Verteidigung, auch bei maximal 25 Jahren hinter Gittern würde de Kock erst als alter Mann freikommen, und außerdem sei der Angeklagte kein "unverbesserlicher Krimineller", sondern politisch motiviert gewesen, ließ das Oberste Gericht Südafrikas nicht gelten. Der 47jährige Eugene de Kock hatte schon Ende der 70er Jahre in geheimen südafrikanischen Einheiten gegen die Befreiungsarmee von Mugabe und Nkomo im heutigen Simbabwe gekämpft. Dann ging er nach Namibia und wurde Mitbegründer der berüchtigten Koevoet-Einheit, die im Norden des besetzten Landes folterte und tötete. 1983 schließlich wurde er nach Südafrika zurückgeholt und zur Vlakplas-Einheit abkommandiert, "weil der Krieg gegen die kommunistische Gefahr jetzt zu Hause geführt werden muß", wie ihm sein Vorgesetzter erklärte. Als de Kock während seines Prozesses sah, daß seine damaligen Auftraggeber schwiegen und sich als Saubermänner präsentierten, packte er in seinem Abschlußplädoyer mehrere Tage lang aus. In einigen Fällen sei der Befehl zum Mord an Apartheidgegnern direkt vom damaligen Präsidenten Pieter Willem Botha gekommen, erklärte er. Minister und Polizeichefs wie Louis le Grange und Adriaan Vlok hätten ihm Orden für seine Taten verliehen. Erst 1993 war die Einheit aufgelöst worden. Major Craig Williamson, ein Ex-Geheimdienstagent, der nach eigenen Angaben mindestens drei ANC-Funktionäre im Ausland tötete, darunter Ruth First, die Frau des KP-Führers Joe Slovo, sieht sich wie de Kock als Vollstrecker einer vorgegebenen Politik. "Die da oben wußten alles, was geschah, fanden es gut und stellten die Gelder bereit." Für Williamson war die Vlakplas-Einheit "der bewaffnete Arm der regierenden Nationalen Partei". Und Vlakplas war nicht die einzige Todesschwadron des Apartheid-Regimes. Vor der Wahrheitskommission von Erzbischof Tutu sagte vorgestern Paul van Vuuren aus, auch er und seine Leute hätten Mordaufträge ausgeführt. +++