Nach 31-monatiger Bauzeit ist der erste Teil der Altstadt-Umfahrung fertig: Außen rum
KÖPENICK. Siegfried Aulbach aus Oberschöneweide war der Erste. Eine halbe Stunde hatte er extra gewartet, bis die Ampel an der neuen Kreuzung An der Wuhlheide kurz vor 14 Uhr auf Grün schaltete. "Mann, bin ich froh, dass ich nicht mehr durch die Altstadt muss, wenn ich nach Adlershof will", sagte der 60-Jährige und brauste dann über die Brücke in Richtung Spindlersfeld. Seit gestern Mittag rollt der Verkehr auf der neuen Verbindung zwischen der Straße An der Wuhlheide in Oberschöneweide und der Oberspreestraße im Ortsteil Spindlersfeld. Leuchtend gelbe Schilder weisen darauf hin, dass es von Oberschöneweide in Richtung Grünau, Müggelheim und Treptow jetzt auch über die neue Brücke geht. Zweieinhalb Jahre haben die Bauarbeiten gedauert. Die Spindlersfelder Straße, wie die rund tausend Meter lange, in beiden Richtungen zweispurige Betonpiste offiziell heißt, besteht aus zwei Brücken. Die erste, die Spindler-Brücke, ist 150 Meter lang und überspannt die Spree. Die zweite, die Köllnische Brücke, ist rund 60 Meter lang und verläuft über den S-Bahngleisen. Auf dem Teilstück zwischen den Brücken wurden 75 000 Kubikmeter Erdreich aufgeschüttet und befestigt. Doch die neue Verbindung ist mehr als ein Brückenschlag. Sie ist der erste Teil der seit über 30 Jahren geplanten Altstadt-Umfahrung, die das historische Zentrum Köpenicks vom Verkehr entlasten soll. Bereits seit 1968 existieren dafür Pläne. "Diese Brücke ist ein Sonderfall in Berlin, da sie system- und parteiübergreifend gewollt war", sagte die Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger. Jetzt, so mahnte sie das Bezirksamt, müsse in der Altstadt vieles angepackt werden, was bisher wegen des Verkehrskollapses schlecht möglich gewesen sei. Für Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) darf es bei dem jetzt fertigen Teilstück der Altstadt-Umfahrung nicht bleiben: "Wenn wir den zweiten Abschnitt bis zum Adlergestell nicht bauen, verlagert sich nur der Stau", sagte er. Bislang hätten die Autofahrer in der Altstadt gestanden, dann stünden sie auf der Brücke. Ulbricht sprach aus, was viele Verkehrsplaner befürchten: Trotz ihrer Verbreiterung ist die Oberspreestraße auf der Spindlersfelder Seite zu schmal, um große Verkehrsströme aufzunehmen. Deshalb wünscht man sich im Bezirk eine baldige Entscheidung in Abgeordnetenhaus und Senat für den Weiterbau der Spindlersfelder Straße. Der zweite Teil, für den die Planungen laufen, soll dann 1,3 Kilometer lang werden und aus zwei weiteren Brücken über Oberspree- und Dörpfeldstraße bestehen. An fehlendem Geld dürfte der Weiterbau nicht scheitern, wie Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch sagt: "Die Altstadt-Umfahrung wird von der EU gefördert, das heißt, wir zahlen nur ein Viertel der Kosten, und das Geld wäre da." Notwendig sei vielmehr der politische Wille.BERLINER ZEITUNG/WULF OLM Gut fünf Meter über der Spree spannt sich die Spindler-Brücke. Seit gestern ist sie für den Verkehr offen.BERLINER ZEITUNG/LUKAS PUSCH Bis zum Adlergestell soll einmal die neue Straße führen.