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Acht Menschen mußten nach einem Brand im Eurotunnel mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Rettungsmannschaften verhinderten offenbar eine größere Katastrophe.Aus noch ungeklärten Gründen war am Montag abend eine aus Kunststoffen bestehende Lastwagenfracht gegen 21.45 Uhr in Brand geraten. Das Feuer erfaßte drei weitere Lastwagen im hinteren Zugteil, den Aufenthaltswagen der Lkw-Fahrer und die Schiebelok. Der Betreibergesellschaft zufolge befand sich auch ein Lastwagen mit Gefahrgut im Zug, der jedoch kein Feuer gefangen habe. Ein Angestellter der britischen Leitzentrale entdeckte das Feuer auf seinen Monitoren und informierte den Lokführer. Ob dieser oder eine automatische Notbremsung den Zug 17 Kilometer hinter der französischen Küste stoppten, war zunächst unklar. Französische und britische Rettungsteams evakuierten innerhalb kurzer Zeit alle 34 Zuginsassen. Drei Zugbegleiter sowie fünf Passagiere erlitten zum Teil schwere Rauchvergiftungen, obwohl sie sich feuchte Tücher vor Nasen und Münder hielten. Ein durch die dritte Röhre entgegenkommender Personenzug brachte die Verunglückten zurück nach Calais, wo sie in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Bis zum Abend konnten alle das Krankenhaus wieder verlassen. Der Lokführer des Unglückszuges sowie die schwangere Begleiterin eines Fernfahrers mußten in eine Spezialklinik nach Lille geflogen werden.Nach Angaben eines Eurotunnelsprechers wurde der Brand gestern um 11.30 Uhr vollständig gelöscht. 15 Lastwagen, fünf Waggons und die Lok des Zuges wurden zerstört oder stark beschädigt. Die Direktion von Eurotunnel erklärte, Alarmplan und Notevakuierungen hätten einwandfrei funktioniert, ebenso das Überwachungssystem der Tunnelanlage. Eine technische Untersuchungskommission sowie ein gestern eingeleitetes Ermittlungsverfahren der französischen Justiz sollen die Umstände des Unfalles klären.Die britische Regierung kündigte eine Konstruktionsüberprüfung der Frachtzüge an. Nach Angaben der Feuerwehr von Kent, die im Tunnel löschte, wurde die zuständige Sicherheitsbehörde bereits vor fünf Jahren darauf hingewiesen, daß die teilweise offenen Seiten der Frachtzüge ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten.Nach dem schwersten Störfall seiner zweijährigen Betriebsgeschichte blieb der Eurotunnel gestern geschlossen. Der anfallende Verkehr mußte auf Fähren und Flugzeuge ausweichen. Bei dem Brand wurden die Leitungen im Tunnel auf einer Länge von 600 Metern zerstört. +++