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Ich bin ein Berliner." Mit dieser gewagten Behauptung trat John F. Kennedy 1961 auf die Treppe des Schöneberger Rathauses. Die amerikanischen Truppen hatten zuvor dem Mauerbau reglos zugesehen; und vielleicht war es das schlechte Gewissen, das den Präsidenten in die geteilte Stadt trieb, um sich bei den Opfern dieser Teilung anzubiedern. Sein Ausspruch wurde viel zitiert und auf so manches T-Shirt gedruckt. Jetzt avanciert "Ich bin ein Berliner" zum Titel einer Ausstellung, die ab Sonntag in und vor der St.-Matthäi-Kirche zu sehen ist (Kulturforum, MiSo 1218 Uhr). 29 bildende Künstler schildern ihre Erfahrungen mit der Stadt, in der sie leben. Sie haben sich nach dem Mauerfall für Berlin entschieden, sind hier geboren oder schlicht hängengeblieben: der Pole Andrei Woron, die Japanerin Noriko Saito oder der Bolivier René Cadena. Alle stellen sie eine Frage warum diese Metropole ihnen Heimat geworden ist. Ihre Antwort geben sie mit den Mitteln der Plastik, der Malerei und der Fotografie. Die "Bronzemauer" von Christa Biederbick, ein kleiner Bogen mit emporkletternden Menschen, versteht sich von selbst. Witziger ist die "Wilmersdorfer Witwe" von Nina Krüger-Schmale, die eine Modepuppe mit einem Schonbezug aus Tigerfell versieht. Das Rahmenprogramm beginnt mit dem bunten Abend "Außen zuckrig innen klebrig", der ab 2. August jeden Samstag um 19.30 Uhr stattfindet. Die Mischung aus Kabarett, Chanson und Gedicht soll so ähnlich schmecken wie der berühmte Berliner Pfannkuchen, auf den die Namensgebung anspielt. Es folgt eine Lesung der polnischen Autorengruppe "Wir", die am 20. August um 19.30 Uhr aus eigenen Werken liest. Ein Kunstmarkt am 30. August beschließt die Bilderschau. Wer keinen Gefallen an "Künstlerkacheln mit erotischen Motiven" findet, der kann sich dort immerhin die eigene Nase vergolden lassen.Eva Corino