110 Senioren in Berlin müssen ihre Wohnungen für Flüchtlinge verlassen

Ein Berliner Kirchenstift meldet laut einem Bericht Eigenbedarf an und kündigt Bewohnern eines Altenpflegeheims. In dem Haus sollen Geflüchtete unterkommen.

Drei Senioren sitzen auf einer Bank.
Drei Senioren sitzen auf einer Bank.Martin Schutt

In Berlin wird mehr Platz für Flüchtlinge geschaffen – dafür müssen laut einem Medienbericht 110 Bewohner des Altenpflegeheims „Wohnen & Pflege Schillerpark“ in Berlin-Wedding ihre Wohnung verlassen. Wie das Magazin Focus Online schreibt, hat das Paul Gerhard Stift Eigenbedarf für das Gebäude in der Müllerstraße angemeldet.

Ein ähnlicher Fall spielte sich vergangene Woche im baden-württembergischen Lörrach ab. Dort wurden 40 Mieter aus ihrer städtischen Wohnung gekündigt, um stattdessen Flüchtlinge einzuquartieren. Die Stadt rechtfertigte ihr Vorhaben damit, dass die Wohnungen ohnehin hätten saniert werden müssen. In dem Berliner Fall hat das Kirchenstift Eigenbedarf für ein Gebäude anmeldet, das laut Mietvertrag eigentlich noch bis 2031 als Pflegeheim vorgesehen war. 

Die Hälfte der Bewohner musste bereits ausziehen

Im Jahr 2006 wurde das Gebäude auf dem Gelände des Paul Gerhard Stifts von der Johannisstift Diakonie angemietet. Die Mindestpachtzeit wurde laut Johannisstift auf 25 Jahre mit der Option zu verlängern, festgelegt. Das Paul Gerhardt Stift meldete allerdings 2021 Eigenbedarf an, erklärt Lilian Rimkus, Sprecherin des Johannisstifts, Focus Online. Für den Johannisstift sei das eine große Überraschung gewesen. 

Mitte September wurde die Schließung bekanntgegeben. Zu dem Zeitpunkt zählte das Heim 110 Bewohner. Laut Rimkus musste knapp die Hälfte der Bewohner schon bis zum Jahresende ihre Wohnungen verlassen. Die andere Hälfte habe noch bis Ende 2023 Zeit.

Den Bewohnern sei angeboten worden, in andere Pflegeeinrichtungen der Johannesstift Diakonie umzuziehen. „Dies wurde zu unserem großen Bedauern nur begrenzt wahrgenommen, hauptsächlich wegen der dadurch entstehenden fehlenden räumlichen Nähe zu Angehörigen“, so die Sprecherin. Der Sozialdienst unterstütze aber die Bewohner auch bei der Suche nach Einrichtungen andere Anbieter.

Ein Angehöriger eines Mieters aus dem Seniorenwohnheim hatte Focus Online auf den Fall aufmerksam gemacht.


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