9-Euro-Ticket: „Autoverkehr hat kaum abgenommen“

Bund der Steuerzahler kritisiert: Autoverkehr hat kaum abgenommen, der Zugverkehr aber zugenommen. Rechnerisch kostet das Ticket zudem jeden Deutschen 30 Euro, auch ohne Kauf.

Menschen drängen am Bahnsteig in einen Zug, hier im Juni in Travemünde.
Menschen drängen am Bahnsteig in einen Zug, hier im Juni in Travemünde.dpa

Der Bund der Steuerzahler rechnet mit dem 9-Euro-Ticket ab. Die Abteilung Recherche des Vereins hat genaue Daten zur Nutzung des Tickets sowie zur Finanzierung ausgewertet. Das Ergebnis: Die Ziele, die die Bundesregierung mit dem Ticket erreichen wollte, wurden verfehlt. So habe es umgerechnet weder eine finanzielle Entlastung für die Deutschen noch eine Energieeinsparung gegeben, sagt der Bund der Steuerzahler. Beides waren erklärte Ziele der Bundesregierung. Zudem zeigen sich seit der Einführung des 9-Euro-Ticktes nach Angaben des Bundes der Steuerzahler „überraschende Nebeneffekte“.

So habe eine „Sonderauswertung von Mobilfunkdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis)“ gezeigt, dass „im ersten Monat nach Einführung des Tickets das Reiseaufkommen im Schienenverkehr deutlich angestiegen ist“. Zugleich sei die „Mobilität im Straßenverkehr nur leicht gesunken“. Vor allem auf Strecken zwischen 100 und 300 Kilometern habe der Zugverkehr zugenommen, besonders an den Wochenenden.

Keine finanzielle Entlastung, nur Umverteilung

Der Bund der Steuerzahler fasst zusammen: „Während dies (das 9-Euro-Ticket, Anm. d. Red.) die Autofahrten aber nur wenig eingeschränkt hat, hat das Ticket vor allem einen Anreiz für zusätzliche Fahrten gesetzt, offenbar vor allem für Wochenendausflüge.“

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Diese Schlussfolgerung wird auch von Daten des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Deutschen Bahn AG gestützt. Hier, heißt es in dem Bericht weiter, habe eine Hochrechnung ergeben, dass „jede vierte Fahrt ohne das Ticket nicht unternommen worden wäre, rund drei Prozent der Fahrten wären ohne das Ticket mit dem Auto erfolgt“. Anders formuliert: „25 Prozent der Verkehrszunahme durch das Ticket sind auf Fahrten zurückzuführen, die sonst nicht unternommen worden wären“.

53 Millionen Deutsche ohne 9-Euro-Ticket zahlen auch

Ziel des Bundesregierung war es jedoch, „neben der finanziellen Entlastung der Bürgerinnen und Bürger“ mit dem Ticket „einen Anreiz zum Umstieg auf den ÖPNV und zur Energieeinsparung“ zu setzen. Der Bund der Steuerzahler: „Das Ziel der Energieeinsparung dürfte verfehlt werden.“

Auch zu einer finanziellen Entlastung der Bürger „wird das Ticket am Ende nicht führen“, vielmehr sei es „lediglich eine Umverteilung“. Der Verein rechnet vor: „Der Bund zahlt den Ländern für diese Aktion 2,5 Milliarden Euro. Diese Milliardensumme ist teilweise durch Schulden finanziert und wird somit vom Steuerzahler, aktuell und künftig, zu erwirtschaften sein.“ Rein rechnerisch seien dies auf alle Deutschen gerechnet etwa „30 Euro, die der Bundeszuschuss jeden Bürger kostet, also rund zehn Euro pro Aktions-Monat.“

Und weiter: „Nutzer des Tickets zahlen also neun Euro für das Ticket und ihren rechnerischen Anteil am Steuerzuschuss von zehn Euro und fahren somit für 19 Euro im Monat deutschlandweit im Regionalverkehr“. Finanziert werde dieser Preis aber nur „durch die 53 Millionen Mitbürger, die das Ticket nicht nutzen und dennoch – rein rechnerisch – 30 Euro für diese Aktion über aktuelle und künftige Steuerzahlungen zuschießen müssen“.

Daher fordert der Bund der Steuerzahler: „Es muss sichergestellt werden, dass das Geld der Steuerzahler wirtschaftlich und sparsam verwendet wird. Dazu gehört auch, dass mit den gewählten Mitteln die selbst gesteckten Ziele auch wirklich erreicht werden.“