Ärzte fordern von Lauterbach: Trennung der Arzt-Rolle von politischer Betätigung

Über 30 Ärzte aus Berlin und anderen Teilen Deutschlands werfen dem SPD–Politiker Karl Lauterbach das „Schüren irrationaler und extremer Angst“ vor.

Nach Meinung der Ärzte, die  den Brief unterschrieben haben, ist Lauterbach als Politiker der Regierungskoalition ein „prominenter Unterstützer von deren Corona-Politik“.
Nach Meinung der Ärzte, die den Brief unterschrieben haben, ist Lauterbach als Politiker der Regierungskoalition ein „prominenter Unterstützer von deren Corona-Politik“.Foto: dpa/Michael Kappeler

Berlin-In einem offenen Brief wenden sich namhafte Ärzte auch aus Berlin an Karl Lauterbach. Auslöser des Briefs ist ein umstrittener Tweet von Lauterbach. In diesem schreibt er, dass „viele 40–80 Jährige einen Moment der Unachtsamkeit mit dem Tod oder Invalidität bezahlen“ werden. Und weiter: „Junge Männer werden von Sportlern zu Lungenkranken mit Potenzproblemen.“ Das höre „niemand gerne, ist aber so“, schreibt Lauterbach. Die Ärzte fordern den SPD-Politiker nun auf, seine „politische Betätigung künftig für die Öffentlichkeit deutlich erkennbar von Ihrer Berufszulassung als Arzt zu trennen“.

Nach Meinung der Ärzte, die den Brief unterschrieben habe, ist Lauterbach als Politiker der Regierungskoalition ein „prominenter Unterstützer von deren Corona-Politik“. In dem Brief heißt es weiter: „Immer wieder treten Sie mit extremen Meinungsbekundungen im Zusammenhang mit Sars-CoV-2-Infektionen auf. Dabei nehmen Sie zumindest billigend in Kauf, in der Bevölkerung den Irrtum auszulösen, Ihre Äußerungen gründeten auf Ihrer ärztlichen Kompetenz oder auf ärztlicher Verpflichtung gegenüber dem Allgemeinwohl.“ So etwa in einem Tweet vom 26. März 2021.

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Dazu schreiben die über 30 Ärzte, darunter Allgemeinmediziner sowie mehrere Fachärzte etwa für Kinder- und Jugendmedizin, Notfallmedizin oder auch für Öffentliches Gesundheitswesen: „Wir Unterzeichner stellen klar, dass diese Äußerung von Ihnen, wie eine überwältigende Vielzahl zuvor, dem medizinischen Kenntnisstand sowie der ärztlichen Berufserfahrung widerspricht und sich in derartig sinnentstellender Überzogenheit als Warnung eines Arztes an ratsuchende Menschen kategorisch verbietet.“

Psychischer wie mittelbar somatisch schwerer gesundheitlicher Schaden?

Die Mediziner betonen sinngemäß, dass sie einer Diskussion stets offen gegenüberstehen, schreiben in diesem Kontext aber: „Unbeschadet aller zulässigen Differenzen bei der Kommunikation des Kenntnisstandes gilt für Ärzte: primum non nocere. Es ist unsere grundlegende Berufspflicht, bei jeglichem Handeln gegenüber Patienten zusätzlichen Schaden für diese zu vermeiden.“

Gegen diese Pflicht verstößt Lauterbach, sagen die Unterzeichner des auch bei Facebook und Twitter weiter verbreiteten Briefes. So heißt es hier weiter: „Bei Ihren oben dargelegten Äußerungen überwiegt jedoch vor jedem Informationsgehalt das Schüren irrationaler und extremer Angst. Damit sind diese Äußerungen geeignet, einer Vielzahl von Menschen psychisch wie mittelbar somatisch schweren gesundheitlichen Schaden zuzufügen.“

Den originalen Wortlaut sowie alle Namen der unterzeichnenden Ärztinnen und Ärzte finden Sie aus Transparenzgründen hier.