Affenpocken: Dritter Fall in Berlin, sechs Fälle bundesweit

In Berlin gibt es derzeit drei bestätigte Fälle. Experten rechnen damit, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet. Die ersten Länder raten zu Quarantäne.

Experten rechnen mit einer weiteren Ausbreitung der Affenpocken (Symbolbild).
Experten rechnen mit einer weiteren Ausbreitung der Affenpocken (Symbolbild).Russell Regner/CDC/AP

Das Bundesgesundheitsministerium erwartet noch zunehmende Affenpocken-Fälle. „Aufgrund der vielfältigen Kontakte der derzeit Infizierten, ist in Europa und auch in Deutschland mit weiteren Erkrankungen zu rechnen“, heißt es in einem Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages. Mit Stand von Montag gebe es inzwischen fünf bestätigte Infektions- und Erkrankungsfälle in Deutschland – einen in München, einen in Sachsen-Anhalt, einen in Baden-Württemberg und drei in Berlin. Proben weiterer Personen seien in Abklärung. Kontaktpersonen würden ermittelt.

Der Patient in Baden-Württemberg werde seit Sonntagabend am Universitätsklinikum Freiburg stationär versorgt, teilte das Gesundheitsministerium in Stuttgart am Montag mit. Es handele sich um einen Reiserückkehrer aus Spanien, er habe Fieber, Husten und weise typische Hautveränderungen auf. Sein Zustand sei stabil, er befinde sich in Isolation.

Bei dem Patienten in Sachsen-Anhalt handelt es sich um einen Mann aus dem Landkreis Jerichower Land, der sich aufgrund der Erkrankung derzeit in häuslicher Isolierung befindet, teilte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Montag in Magdeburg mit. Der Betroffene habe nach einer Reise über Beschwerden geklagt und sich in ärztliche Behandlung begeben. Der Affenpocken-Fall sei labordiagnostisch per PCR-Test bestätigt worden.

„Es handelt sich inzwischen um ein Geschehen mit internationaler Verbreitung“, heißt es in dem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums am Montag. In zahlreichen Ländern seien mehr als 130 bestätigte Fälle und Verdachtsfälle nachgewiesen, „Tendenz täglich steigend“. Bisher sei bei den in Europa festgestellten Infektionen die westafrikanische Affenpocken-Variante nachgewiesen worden, weitere Genomanalysen liefen jedoch noch.

Affenpocken: Empfehlung für Pockenimpfung noch unklar

Um mögliche Erkrankungen zu registrieren und die Weiterverbreitung zu verhindern, sollten diagnostizierte Infektionsfälle systematisch erfasst und isoliert werden. Diese sollten von Ärztinnen, Ärzten und Laboren gemäß dem Infektionsschutzgesetz gemeldet werden.

„Eine Pockenimpfung schützt vermutlich auch vor Affenpocken“, erläutert das Ministerium weiter. In der Bundesrepublik sei sie bis 1975 für Einjährige Pflicht gewesen, in der DDR sei eine Impfpflicht 1982 aufgehoben worden. Die Bundesregierung hat laut dem Bericht etwa 100 Millionen Dosen Pockenimpfstoff eingelagert. Davon seien zwei Millionen Dosen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gespendet und für sie eingelagert worden. Inwieweit eine Pockenimpfung für Kontaktpersonen und Risikogruppen empfohlen werde, sei noch Gegenstand der fachlichen Abklärung.

Das Ministerium verweist auf die bereits veröffentlichte Risikoeinschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt wird.

Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Übertragen wird der Erreger vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten Materialien.

Affenpocken: Großbritannien empfiehlt Quarantäne

Die britische Gesundheitsbehörde UKHSA empfiehlt für enge Kontaktpersonen von Affenpocken-Infizierten eine dreiwöchige Quarantäne. Als hochwahrscheinlich infiziert gelte, wer entweder im selben Haushalt mit einer erkrankten Person lebe, mit einer solchen Geschlechtsverkehr gehabt oder deren Bettwäsche ohne Schutzkleidung gewechselt habe, hieß es in einer Mitteilung am Montag. Diese Gruppe soll demnach neben der Empfehlung zur Quarantäne auch eine schützende Pockenimpfung erhalten. Vermieden werden solle insbesondere der Kontakt mit Schwangeren, Kindern unter zwölf Jahren sowie Menschen mit unterdrücktem Immunsystem, hieß es weiter.

Belgien hatte bereits vergangenen Freitag die dreiwöchige Quarantäne für Affenpocken-Infizierte eingeführt, wie die belgische Tageszeitung The Brussels Times berichtete. Die Isolationspflicht gilt nicht für Kontaktpersonen, Behörden mahnen jedoch zur Vorsicht.

Deutschland arbeitet an Quarantäne-Regeln für Affenpocken

In Deutschland gibt es noch keine allgemeinen Empfehlungen für Kontaktpersonen von Affenpocken-Fällen. Man arbeitete derzeit aber daran, teile das Robert-Koch-Institut auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Gesundheitsämter könnten aber bereits jetzt jederzeit Isolierung und Quarantäne anordnen, so eine Sprecherin.

In Großbritannien wurden bislang rund zwei Dutzend Fälle von Affenpocken festgestellt. Es sei wahrscheinlich, dass täglich neue hinzukämen, hatte UKHSA-Chefin Susan Hopkins am Wochenende gesagt. Noch am Montag sollten neue Zahlen veröffentlicht werden. Die Infektionen in Großbritannien betreffen ebenso wie die in anderen Ländern derzeit in erster Linie Männer, die Sex mit anderen Männern hatten.

Eine großflächige Impfkampagne werde es nicht geben, sagte Hopkins weiter. Für die laufenden Impfungen werde ein Vakzin der „dritten Generation“ gegen die als ausgestorben geltende Pockenkrankheit beim Menschen verwendet. Experten gehen davon aus, dass Pockenimpfstoffe auch gegen die Affenpocken gut schützen. „Wir verwenden das bei Personen, die ein hohes Risiko haben, Symptome zu entwickeln und wir verwenden es früh, besonders innerhalb von vier oder fünf Tagen […]“, so die Behördenchefin. Das verringere das Risiko einer Erkrankung.