Berlin-Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat in einem Interview gesagt, sie werde nach Beendigung der Mission in Afghanistan „sehr genau“ überlegen, welche Verantwortung sie getragen habe. Gegenüber Bild sagte Kramp-Karrenbauer: „Was immer da vor Ort passiert: Ich halte den Kopf hin.“
Die Ministerin sei Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt und müsse daher „vorne an Bord stehen“. Wenn diese Mission zu Ende sei, dann werde sie für sich selbst sehr genau überlegen, welche Verantwortung sie getragen habe, welcher Verantwortung sie gerecht geworden sei, „wo vielleicht auch nicht“, und welche Schlüsse sie persönlich daraus ziehen müsse.
Hubschrauber H145M können wohl doch nicht eingesetzt werden
Unterdessen stellt sich heraus, dass die wendigen Bundeswehr-Hubschrauber vom Typ H145M möglicherweise doch nicht zur Evakuierung von Menschen aus Afghanistan eingesetzt werden können. Wie Focus berichtet, wissen die Taliban über die Maschinen bereits viel – möglicherweise zu viel. Der Grund: Über soziale Medien sind zahlreiche Fotos und Videos, auf und in denen die Hubschrauber zu sehen sind, verbreitet worden. Ihr Einsatz wäre daher zu gefährlich, heißt es offenbar seitens des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bei Potsdam.
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Ein laut Focus mit dem Evakuierungsvorhaben der Bundesregierung vertrauter Bundeswehr-Offizier nennt das Filmen der Flugzeuge, in denen die Hubschrauber transportiert werden sollten, durch die Bundeswehr „fatal“. Die Taliban würden dies nun auswerten, sie seien „clever“.
Taliban-Führer Schahin: Nein zu Fortsetzung der Evakuierung
Die Taliban wollen einer Verlängerung der Evakuierungsmission westlicher Staaten aus Afghanistan nicht zustimmen. Das sagte ein Sprecher der militant-islamistischen Organisation dem britischen Nachrichtensender Sky News am Montag. „Würden die USA oder Großbritannien zusätzliche Zeit erbeten, um die Evakuierungen fortzusetzen, wäre die Antwort ein Nein“, sagte Suhail Schahin, ein Mitglied der Taliban-Delegation in Doha, der Hauptstadt Katars.
Die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine „rote Linie“, so Schahin weiter. Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich. Dazu gebe es keinen Grund. Er fügte hinzu: „Es wird Misstrauen schaffen zwischen uns. Wenn sie vorhaben, die Besatzung zu verlängern, wird das eine Reaktion hervorrufen“.
Biden schließt Verlängerung der Mission in Afghanistan nicht aus
Den großen Andrang am Flughafen in Kabul erklärte Schahin mit dem Wunsch vieler Menschen, der Armut in Afghanistan zu entfliehen. Ängste vor Unterdrückung durch die Taliban würden als Vorwand genutzt und seien unbegründet. Berichte über Vergeltungsaktionen von Taliban-Kämpfern an Journalisten, ehemaligen Regierungsmitarbeitern und anderen vermeintlichen Kollaborateuren bezeichnete er als „Fake“. Jeder Vorfall werde untersucht. Wer sich schuldig mache, werde zur Verantwortung gezogen.
US-Präsident Joe Biden hatte eine Verlängerung der Evakuierungsmission nicht ausgeschlossen, zugleich aber deutlich gemacht, er hoffe, sie werde nicht notwendig sein. Der britische Premierminister Boris Johnson will bei einem virtuellen Gipfel der G7-Staats- und Regierungschefs am Dienstag bei Biden für eine Ausweitung der Frist werben.
