Afghanistan: Taliban klagen über Bürojobs und geringe Bezahlung

Seit eineinhalb Jahren haben die Islamisten die Macht in Afghanistan übernommen. Doch einige der Mitglieder sind nun als Regierungsangestellte unzufrieden.

Ein Taliban-Kämpfer in einem zerstörten Gebäude in der afghanischen Hauptstadt Kabul.
Ein Taliban-Kämpfer in einem zerstörten Gebäude in der afghanischen Hauptstadt Kabul.Ebrahim Noroozi/AP

Fünf frühere Kämpfer der Taliban haben der non-profit-Organisation Afghanistan Analytics Network Interviews gegeben, in denen sie ihr neues Leben als Teil der Regierung in Kabul beschreiben. In den Gesprächen beklagten sie die Umstellung von Kriegshandlungen zu einem Bürojob und den Mangel an Freiheit. 

Die Männer im Alter von 24 bis 32 Jahren sind seit sechs bis elf Jahren Teil der Taliban. Zwei von ihnen waren Kämpfer, ein anderer stellvertretender Kommandant. Nun arbeiten sie für die Regierung der Taliban in Kabul. 

Regierungsarbeit: Bildschirmarbeit statt Freizeit

„Die Menschen haben nicht viel von uns erwartet, doch wenn nun jemand hungrig ist sind wir direkt dafür verantwortlich“, erzählte einer der ehemaligen Kämpfer. Statt wie früher ihre Freiheit zu genießen, würden sie nun sieben Tage in der Woche vor einem Computerbildschirm sitzen. 

„Ich verbringe die meiste Zeit auf Twitter, viele sind süchtig danach“, schildert ein 25-Jähriger ehemaliger Taliban-Kämpfer. In Zeiten des Krieges hätten sie viele Freiheiten gehabt, so einer der Männer. Doch nun müssten sie sich an eine Routine halten, und vor acht Uhr morgens im Büro sein. Auch das geringe Gehalt mache den Männern Sorgen. Ihre Familien leben nicht in Kabul, die Mieten seien zu hoch, um eine größere Wohnung für sie bezahlen zu können. 

Taliban in Afghanistan seit 2021 wieder an der Macht

In Afghanistan sind die Taliban nach dem Abzug der internationalen Truppen seit Sommer 2021 wieder an der Macht. In der EU wird diskutiert, ob weiter Entwicklungshilfe geleistet werden kann. Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Montag bei einem EU-Treffen eine harte deutsche Position angekündigt.

Die Taliban stehen international vor allem wegen einer massiven Beschneidung von Frauenrechten in der Kritik. So sind Mädchenschulen ab der siebten Klasse in weiten Teilen des Landes geschlossen. Der Besuch von Universitäten ist seit Dezember für Frauen ebenfalls tabu. Im November mussten Parks und Fitnessstudios ihre Pforten für Frauen schließen. Ende Dezember wurde es Frauen verboten, für Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten. Trotzdem warnt die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina Mohammed davor, die Hilfsleistungen an Afghanistan einzustellen.