Aktivisten der Letzten Generation kleben sich erneut auf A100 fest

Um gegen ein „Eskalieren der Klimakatastrophe“ zu demonstrieren, haben sich Aktivisten heute erneut auf der Fahrbahn festgeklebt. Auch ein Bus wird umgeleitet.

Aktivistinnen haben sich auf der Fahrbahn festgeklebt.
Aktivistinnen haben sich auf der Fahrbahn festgeklebt.Pressefoto Letzte Generation

Klimaaktivistinnen und -aktivisten der Letzten Generation haben sich am Montagmorgen erneut auf der Berliner Stadtautobahn A100 festgeklebt. Nach Angaben der Polizei gab es zunächst eine Aktion an der Ausfahrt Seestraße/Beusselstraße. Etwa 30 Menschen hätten sich daran beteiligt. Sie seien teilweise festgeklebt gewesen oder hätten sich an einer Schilderbrücke über der Autobahn fixiert. Der A100-Abschnitt vom Autobahndreieck Charlottenburg bis zur Ausfahrt Seestraße war gesperrt, hieß es.

Kaum war die Aktion dort beendet, folgte gut eine halbe Stunde später die nächste Blockade einige Hundert Meter weiter westlich auf Höhe des Goerdelerstegs. Die Initiative Letzte Generation schrieb bei Twitter: „Ihr Verzicht auf Führung ist kriminell, Herr @Bundeskanzler! Wie kann Ihre Regierung in die Sommerpause gehen, während Hitze und Dürre im Klimanotstand unsere Gesellschaft zerstören?“ Wegen der Blockaden sei es nicht nur zu Behinderungen auf der A100 gekommen, auch die Buslinie 106 in Richtung Wedding sei umgeleitet worden.

„Uns rennt die Zeit davon! Wir haben noch zwei bis drei Jahre, um etwas gegen die Klimakatastrophe zu tun. Zukünftig werden Dürren, tödliche Hitzewellen und Ressourcenknappheit, Überflutungen, Flucht und Hunger zu unserem Alltag werden“, teilt Henning Jeschke, Mitbegründer der Letzten Generation, mit.

Auf der A100 entstand am Morgen wegen der Protestaktion ein Stau.
Auf der A100 entstand am Morgen wegen der Protestaktion ein Stau.Pressefoto Letzte Generation

Innensenatorin Spranger kritisiert Letzte Generation scharf

Mit ihren Aktionen fordert die Letzte Generation Bundeskanzler Scholz weiterhin auf, seinem Wahlkampfslogan als sogenannter Klimakanzler gerecht zu werden. Zu diesem Zweck hielten Demonstrierende am Montagmorgen Plakate mit der Aufschrift „Vermisst! Klimakanzler“ in die Höhe. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern ihn auf, er solle sich klar gegen neue Ölbohrungen in der Nordsee positionieren.

Aktivisten der Klimaschutzinitiative Letzte Generation hatten zuletzt an mehreren Stellen den Verkehr auf der Autobahn 100 blockiert. Immer wieder kam es in der Vergangenheit wegen solcher Demonstrationen zu Staus. Innensenatorin Spranger hatte die Aktionen mehrfach kritisiert. Sie erwarte nun, dass die Justiz zu Anklagen und Verurteilungen komme, sagte sie. Auch im Januar und Februar gab es zahlreiche Autobahnblockaden. Das führte in Berlin zu mehr als 270 Strafanzeigen und rund 120 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten.

Mit Blick auf Rufe nach sogenannten Schnellverfahren für abgeführte Blockierer und möglichem Unterbindungsgewahrsam für bekannte Aktivisten sagte Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) dem Tagesspiegel, beschleunigte Verfahren gebe es nur bei eindeutigen Sachverhalten und eindeutiger Beweislage. „Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Ladendieb mit Diebesgut ertappt wird. Bei den Blockaden ist das nicht so trivial.“

Kreck kann den Ärger nachvollziehen: „Ich kann die Genervtheit der Autofahrerinnen und Autofahrer verstehen, dennoch leben wir in einem Rechtsstaat mit einer Gewaltenteilung, Selbstjustiz hat da nichts verloren.“ (mit dpa)