Nawalny attackiert Altkanzler Gerhard Schröder

Der russische Oppositionelle wirft in einem Interview dem ehemaligen SPD-Politiker vor, ein „Laufbursche Putins“ zu sein. Der Altkanzler verwahrt sich gegen die Anschuldigungen und wehrt sich.

Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sitzt nach seiner Entlassung aus der Charité auf einer Parkbank in Berlin.
Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sitzt nach seiner Entlassung aus der Charité auf einer Parkbank in Berlin.dpa/Instagram/Nawalny

Berlin-Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) heftig kritisiert. „Gerhard Schröder wird von Putin bezahlt. Aber wenn er jetzt versucht, diesen Giftanschlag zu leugnen, ist das wirklich sehr enttäuschend“, sagte Nawalny der „Bild“-Zeitung. Schröder ist ein Freund Putins und unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft.

Schröder hatte in Zusammenhang mit möglichen Sanktionen kürzlich in seinem Podcast darauf hingewiesen, dass die Verantwortung für die Vergiftung Nawalnys mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok noch nicht geklärt sei. 

Nawalny sagte nun der „Bild“-Zeitung, Schröder sei „ein Laufbursche Putins, der Mörder beschützt“. Er habe keinen Zweifel daran, dass Schröder verdeckte Zahlungen von Putin bekomme. Beweise für die Richtigkeit dieser Anschuldigung könne er jedoch nicht vorlegen.

Schröder weist Vorwürfe entschieden zurück

Schröder wies am Mittwoch Nawalnys Behauptungen entschieden zurück. „Ich habe Verständnis für die schwierige persönliche Situation, in der sich Herr Nawalny befindet“, ließ der Altkanzler in einer Stellungnahme wissen. Nawalnys Interview-Aussagen über angebliche „verdeckte Zahlungen“ seien jedoch ausdrücklich falsch. Schröder werde deshalb gegen die Verbreitung der Behauptungen juristisch vorgehen.

Die Regierungen von Deutschland und Frankreich haben die Vergiftung des Kreml-Kritikers Nawalny am Mittwoch erneut „in aller Schärfe“ verurteilt. Sie kündigten zusätzliche Sanktionen an. Außenminister Heiko Maas (SPD) und sein französischer Kollege Jean-Yves le Drian reagierten damit auf eine Untersuchung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Diese hatte eine Vergiftung Nawalnys am Vortag bestätigt.

Nawalny bat derweil auch die Vereinten Nationen um Mithilfe bei der Untersuchung des Giftanschlags gegen ihn. Nach einem Bericht des „Spiegels“ schaltete Nawalny über einen Anwalt die UN-Berichterstatterin für außergesetzliche Hinrichtungen und willkürliche Exekutionen, Agnès Callamard, sowie die Berichterstatterin für Meinungsfreiheit, Irene Khan, ein.

Beide UN-Vertreterinnen hätten den russischen Oppositionspolitiker bereits in Berlin getroffen, heißt es in dem Bericht. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ihn in Berlin besucht. Nawalny erholt sich derzeit nach seinem Aufenthalt in der Charité noch von den Folgen des Anschlags. Er ist überzeugt, dass der russische Staat dahintersteckt.

UN-Berichterstatterin Callamard sagte dem „Spiegel“, sie werde die Vorwürfe „genauestens prüfen“. Wie lange dies dauern werde, könne sie noch nicht sagen. Inhaltliche Einschätzungen werde sie erst abgeben, wenn die Untersuchungen abgeschlossen und „mit dem betreffenden Staat erörtert worden sind“.