Am Kopf verbundene Zwillinge dank VR-Technik erfolgreich getrennt

Bernardo und Arthur kamen am Kopf miteinander verbunden auf die Welt. Unter Einsatz modernster Technik schafften Ärzte nun, was viele für unmöglich hielten.

Die Zwillinge Bernardo und Arthur Lima wurden am Kopf miteinander verbunden geboren.
Die Zwillinge Bernardo und Arthur Lima wurden am Kopf miteinander verbunden geboren.AFP

In einer Reihe von Operationen haben Ärzte in Brasilien am Kopf miteinander verbundene Zwillinge erfolgreich voneinander getrennt. „Es war die schwierigste, komplexeste und herausforderndste Operation meiner Karriere“, sagte der Neurochirurg Gabriel Mufarrej vom Hirnzentrum IECPN in Rio de Janeiro am Montag über die Trennung der dreijährigen Zwillinge Bernardo und Arthur Lima. „Anfangs hat niemand gedacht, dass es möglich ist. Beide zu retten war eine historische Errungenschaft.“

Die 2018 geborenen Geschwister aus dem nordbrasilianischen Bundesstaat Roraima, die bald vier Jahre alt werden, waren sogenannte Craniopagus-Zwillinge. Das bedeutet, dass sie am Kopf verbunden waren, was sehr selten ist. Um sie zu trennen, waren insgesamt neun Operationen nötig, die letzte dauerte 23 Stunden. Das Ärzteteam hatte fast 100 Mitglieder. Erschwert wurde der Eingriff durch die Tatsache, dass die Zwillinge wichtige Gehirngefäße teilten.

Chirurg: VR-Eingriff war wie „Weltraum“-Technologie

Zur Vorbereitung der Eingriffe nutzten die Chirurgen auch virtuelle Realität. Mit Gehirn-Scans erschufen sie eine Art Karte der Köpfe von Bernardo und Arthur und übten die Operationen im Vorfeld. Der an dem Projekt beteiligte britische Chirurg Noor ul Owase Jeelani betonte, diese Art von Operation gelte als „schwierigste unserer Zeit“. Dass sie dank VR-Technologie nun doch gelungen ist, sei wie „Weltraum“-Technologie. „Es ist einfach großartig, die Anatomie zu sehen und die Operation virtuell vorzunehmen, bevor die Kinder irgendeinem Risiko ausgesetzt werden“, sagte Jeelani.

Bernardo und Arthur nach dem letzten von vielen überstandenen Eingriffen im Krankenhaus in Rio de Janeiro
Bernardo und Arthur nach dem letzten von vielen überstandenen Eingriffen im Krankenhaus in Rio de JaneiroAFP

Nach den erfolgreichen Operationen veröffentliche Fotos und Videos zeigen die Geschwister in einem Krankenbett, wie sie sich an den Händen halten. Die Jungen erholen sich nach wie vor von den Eingriffen, außerdem könnten künftig zusätzliche Operationen nötig sein. So hat Bernardo motorische Defizite an der rechten Körperhälfte. „Es wird Zeit brauchen, bis sie da sind, wo wir sie haben wollen“, sagte Chirurg Mufarrej. „Aber ich glaube an sie.“